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GENUG IST GENUG!

Lesen Sie morgen die Fortsetzung, wichtige Fragen, die sich aus der Situation für Israel, Palästina und die Welt ergeben

Sonntag 16. April 2006

Was muss geschehen sein, wenn eine langjährige
Friedensaktivistin, mit zahlreichen Freunden auf beiden Seiten, in
Israel und in
Palästina, dies in die Welt schreit? Sie, Inhaberin des
Bundesverdienstkreuzes,
hat lange gezögert, nun aber, nachdem jüdische Stimmen in und
außerhalb Israels
mit immer größerer Sorge rufen „nicht in unserem Namen!“, in einer
Zeit der größten
Bedrängnis des palästinensischen Volkes, erneut vom Westen allein
gelassen und
betrogen, kann sie nicht mehr schweigen. Lesen Sie, Ellen Rohlfs ...

1
Nur Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder
schleichender Völkermord?

Dokumentation von Ellen Rohlfs, 2005/ 2006

Inhaltsangabe der Dokumentation 1
A Gedicht: Nie wieder! 2
Wie komme ich dazu, dieses Dokument zu schreiben? 3
B.) I a)- Juristische Definition von Völkermord 3
b)- Als Deutsche dieses Thema ? 4
c) - Israelisch-jüdische Stimmen / Zitate zur Titelfrage 4
d) - Was geht voraus? - Die 1. Phase des Zionismus 6
II 1. Aberkennung der Existenz der einheimischen Bevölkerung 6
2. Nicht-Menschen, Namenlose, Present-Absentees 7
3. Dehumanisierung, Dämonisierung, Diskriminierung
4. Demütigung, Repressalien, Willkür, Verachtung, 8
Kollektivstrafen
5. Rechtlos - keine Menschenrechte 9
Kein Recht für Hausbau, Hauszerstörung
Kein/ zu wenig/ kontaminiertes Wasser - immer weniger Land 9
Kein Recht auf Arbeit, Lebensunterhalt, Existenzminimum 10
Kein Recht auf Familienzusammenführung, kein Rückkehrrecht 11
6. Kein Recht auf Bewegungsfreiheit (Bildung, medizin.Versorgung)
7. Zerstörung der Kultur und der Symbole des Volkes 11
8. Gefangene - 9-10 000 - auch Frauen und Kinder (ca. 300) 12
9. Man kann sie töten - Getötete: an die 4000 12
10. Verletzte (56 000) 13
11. Die Mauer /Zaun, Terminals, Kontrollpunkte (Checkpoints) 14
III Fragen a) Zu 3-11 Indirekte Opfer des Nazi-Holocaust 15
b) Wieso schleichender Völkermord? (israelische. Stimmen) 16
C.) Auswirkung auf die israelische Gesellschaft (israelische. Stimmen) 16
Fünf Nachgedanken :
1. Wird Israel mit anderen Maßstäben gemessen
2. Wird Israels Existenzrecht in Frage gestellt?
3. Darf Widerstand sein?
4. Kann der Prozess aufgehalten werden? 18
5. Warum befasse ich mich mit diesem Thema?
Quellenangabe und Literatur 19
Zitat von Arno Lustiger: Über jüdischen Widerstand in der Nazi-Zeit 19
Persönliche Erklärung:
Hiermit erkläre ich, dass diese Dokumentation allein auf Grund meiner eigenen Initiative - ohne Auftrag
oder Verbindung zu einer israelischen oder jüdischen, einer palästinensischen oder arabischen oder einer
deutschen Organisation entstanden ist. Allein ich bin dafür verantwortlich.
Ellen Rohlfs

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„Nie wieder!“
Ellen Rohlfs - nach Erich Fried ein „ trockenes Gedicht“ 7.8.05
Deutsche Kolonialoffiziere und -Soldaten
Begingen unter Führung von General von Trotha
Den Völkermord an den Hereros in Südwestafrika.
Das war 1904.

Die deutsche Regierung
war vom deutschen Botschafter in Aleppo gut informiert
über die Vertreibung und den Völkermord
an den Armeniern in der Türkei -
Sie mischte sich nicht ein.
Das war 1915.

Die deutsche Nazi-Regierung
Beging den Genozid am jüdischen Volk.
Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung,
wusste oder ahnte wenigstens darum und schaute weg.
Das war von 1933-1945.
Danach hieß es entsetzt nicht nur von den Überlebenden der KZ:
„Nie wieder!“

Die deutsche Regierung heute „unterhält enge Beziehungen
zu Israel“ und kennt die Ziele
der rechts-extremen, rassistischen Regierung:
Palästina und Ost-Jerusalem araberrein zu machen,
d.h. ethnische Säuberung
also Transfer und „Politizid“*
Die Regierung schickt dennoch U-Boote und Panzer-Ersatzteile
Und unterstützt so eine brutale, unterdrückerische Besatzung,
auch den Bau der monströsen Apartheidmauer .
Sie sieht nur die Opfer der einen - und schweigt
Zu den weit größeren Opfern der andern Seite.
Sie schweigt zu Kriegsverbrechen.
Das ist eindeutig Mittäterschaft.
Das geschieht heute - 2005.

Resumée:
Deutschland beteiligte sich in nur 100 Jahren
Aktiv und direkt, indirekt oder passiv
an vier Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Ich bin fassungslos.
„J’accuse!“

Nie wieder ? Nirgendwo?

*s. Baruch Kimmerling : „Politizid“ , 2003: P.= Zerstörung einer Gesellschaft
Shulamit Aloni: „Wer sagt denn, dass ein Genozid immer nach dem gleichen Muster abläuft?“ 6.3.03
Tanya Reinhardt: „Ethnische Säuberung“, 2004; Adi Ophir: „hinter dem Transfer verbirgt sich ein Genozid“.

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Genug ist genug!
„Nur“ Verbrechen gegen die Menschlichkeit ?
oder schleichender Völkermord? Eine Dokumentation
von Ellen Rohlfs
Mit zwei Menschenrechtlerinnen kam ich wegen des Terminus’ „Völkermord“ in meinem Gedicht „Nie
wieder!“ in ein fruchtbares Gespräch. Daraufhin habe ich in diesem Text eine Änderung vorgenommen und
darüber nachgedacht, wie ich so selbstverständlich, scheinbar unüberlegt, diesen Terminus gebrauchte. Wie
kam ich dazu?
Als erstes überprüfte ich den fragwürdigen Terminus juristisch - so weit es mir möglich war, bin dann aber
dem erschreckenden Phänomen im Kontext des Nahostkonfliktes intensiver nachgegangen; denn der
Terminus „Genozid“/ „Annullierung“ begegnete mir bei meinen Übersetzungen in den letzten Jahren immer
häufiger - sprachlich zuweilen abgewandelt, (nicht unbedingt bewusst) verharmlosend, aber auch in
erstaunlich provozierenden Versionen - vor allem bei israelischen Politikern, Journalisten, Historikern,
Militärs, Rabbinern, Siedlern, aber auch von Juden in Europa und den USA. Und jedes Mal war ich entsetzt
und alarmiert. Dieses hatte sich in meinem Unterbewusstsein festgesetzt - so kam es zu dem Gedicht über
Völkermord: „Nie wieder!“
Dann verglich ich auch die Aussagen mit dem, was ich selbst seit 1967 bei über 20 Aufenthalten in Israel/
Palästina beobachtete und was ich in den fast täglichen Berichten über Mails und durch Zeitschriften von
Menschenrechts-, Friedens- und Internationalen Solidaritätsgruppen oder im Internet (z.B. durch die isr.
Tageszeitung Haaretz) oder auf den neuen Landkarten zum Mauerbau von B’tselem, Pengon oder UNOCHA
erfuhr.
So entstand im Laufe der letzten Monate eine unglaubliche, erschütternde Dokumentation, die vor allem
unsere verantwortlichen Politiker und Kirchenleute aufhorchen lassen sollte....
Zunächst also die juristische Definition:
„Nach der Völkerstrafrechtserklärung : Ausrottung von Völkern sowie ethnischer, religiöser u.a. Gruppen.
Die Ereignisse des 2. Weltkrieges, vor allem die Versuche zur Vernichtung des Judentums und die
Maßnahmen gegen das polnische Volk haben zum Abschluss des Abkommens zur Verhütung und Bestrafung
des Verbrechens des Völkermords vom 9.12.1948 geführt. (Die BRD ist durch Gesetz vom 9.8. 1954
beigetreten.) Nicht beigetreten sind u.a. Großbritannien, Russland und die USA, da die damit
übernommenen Verpflichtungen mangels gehöriger Präzision nicht in erforderlichem Maße übersehbar
seien. In Art. 1 kommen die Vertragsstaaten überein, den Völkermord (V) zu bestrafen, gleichgültig ob im
Frieden oder Krieg begangen. Straftatbestand ist die Vernichtung - ganz oder teilweise - von nationalen,
ethnischen oder religiösen Gruppen. Hierzu zählt:
1.die Tötung von Mitgliedern der Gruppe;
2. die Verursachung von schweren körperlichen oder seelischem Schaden an Mitgliedern der Gruppe,
(insbesondere der in StGB §226 bezeichnenden Art)
3. vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen für die Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche
Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen;
4. die Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichtet
sind ....
In Art.3 werden der Völkermord ...die unmittelbare und öffentliche Anreizung zur Begehung von
Völkermord, der Versuch, Völkermord zu begehen, und die Teilnahme an Völkermord unter Strafe gestellt.“
(Bertelsmann-Lexikon 1971 unter dem Stichwort: Völkermord).
Ganz ähnlich das israelische Genocide-Law von 1950 (Crime of Genocide Law 5710 - 1950)
1. a) In this Law, „genocide“ means any of the following acts with intend to destroy, in whole or in part a
national ethnical or religious group ... as such -
(1).killing members of the group;
(2) causing serious bodily or mental harm to members of the group; ....
2. A person guilty of genocide shall be punishable with death .... 1-10
(veröffentlicht in Sefer Ha-Chukkim no 42, 7.April 1950 p.137; LSI Vol IV

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Nach 40 Jahren aufmerksamer Beobachtung auch vor Ort, und (wie schon gesagt) dem ständigen Kontakt zu
Menschenrechts- und Friedensgruppen und dem Studium einschlägiger Fachliteratur israelischer/ jüdischer
(„neuer“) Historiker/ Soziologen/ Politologen behaupte ich, dass in Israel „Verbrechen gegen die
Menschlichkeit“ begangen werden. Oder ist es gar „Völkermord im Zeitlupentempo“ (wie es jemand in
den 90er Jahren über Bosnien schrieb)? Mir ist dabei sehr bewusst, dass dies eine ungeheuerliche Aussage
ist, auch wenn sie zunächst in eine Frage gekleidet ist - noch dazu von einer Deutschen. Mir ist bewusst,
dass ich mich auf eine schmale Gradwanderung begebe. Es wäre mir lieber, ich hätte unrecht.
Bei meinen Überlegungen, ob ich aufschreiben solle, was ich meine, schreiben zu müssen, half mir Yvonne
Deutsch, eine der Frauen in Schwarz in Israel. Sie hat 1993 (in Publik Forum) geschrieben: „Die Deutschen
müssen lernen, mit dem Vorwurf des Antisemitismus umzugehen. Kritik an der Politik Israels hat nichts mit
Antisemitismus zu tun. Es ist an der Zeit, den Holocaust und Israel von einander zu trennen. Die Vernichtung
der Juden ist das eine, die Verfolgung der Palästinenser das andere. Wer das eine verurteilt, kann zum
anderen nicht schweigen.“ 1995 habe ich Yvonne Deutsch in Jerusalem bei einer internationalen Konferenz
der Frauen in Schwarz persönlich für dieses Wort gedankt. Es machte mir Mut, die beiden Bücher ( 1993
und 2000) über den Nahostkonflikt 4* zu schreiben und die Dinge beim Namen zu nennen - und eigentlich
müssten sie hinausgeschrieen werden....
Ich habe also zur oben genannten Frage recherchiert und bin auf Aussagen/ Zitate und Fakten gestoßen, die
mich in ihrer Un-Menge und Ungeheuerlichkeit erschrecken lassen. Wahrscheinlich könnte man noch viel
mehr finden; denn ich bin längst nicht die ganze Fachliteratur, alle Berichte der Menschenrechtsorganisationen,
Hunderte von Haaretz- u.a. Artikel, um deren Übersetzung ich zuweilen von den Autoren gebeten
worden war, oder die mir zur Verfügung stehen, akribisch durchgegangen. Ich denke, dass die nun hier
vorliegenden Zitate und Fakten erschreckend genug belegen, worum es letztlich geht: „ethnic cleansing“.
Auch wenn das einzelne Zitat, einzelne Taten, besser Untaten als solche - verglichen mit dem, was in den
KZs der Nazis innerhalb kurzer Zeit geschah - harmlos klingen, im einzelnen für sich zuweilen fast harmlos
sein mögen - in ihrer Vielzahl und während einer Dauer von über 38 Jahren Besatzung bewirken sie im
Zusammenhang am Ende das, was alle israelischen Regierungen bezweck(t)en, die ethnische Säuberung
Israels, Ost-Jerusalems und der besetzten palästinensischen Gebiete. Ein Nadelstich ist harmlos - 1000e von
Nadelstichen, dicht neben einander oder immer an dieselbe Stelle gesetzt, wirken tödlich - und viele Akte
sind tatsächlich nicht mehr nur Nadelstiche, sondern schlicht grobe Menschenrechtsverletzungen und
Kriegsverbrechen (vgl. „Isolated fragments of the reality are read as being tolerable ...” A. Hass 28.12.05,
Haaretz).
Was ich recherchiert und nun hier mit Quellenangaben so genau wie möglich, oft aber nur stichwortartig
dokumentiert habe, kann ich nicht mehr für mich behalten - ich werde es vorsichtig und gezielt weitergeben
(z.B. an politische Entscheidungsträger, an Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes, Abgeordnete im Europa-
Parlament, an verantwortliche Kirchenleute, Menschenrechtsorganisationen ... ).
Ich zitiere zunächst - ungeordnet - über 40 Israelis bzw. Juden, von denen einige schon ziemlich früh (1978)
erschrocken begriffen haben, was unter der Oberfläche der israelischen Politik aller Regierungen geschieht,
immer mehr begreifen jetzt, was tatsächlich geschieht und es gibt andere, die vor nichts zurückschrecken und
sich nicht scheuen, ihre Absichten und Wunschvorstellungen auch unmissverständlich zum Ausdruck zu
bringen im Sinne von: „Nur ein toter Araber ist ein guter Araber“ (Sharon).
Seit Mitte Januar 2006 gibt es eine jüd. Gruppe: Jews against Genocide. Sie brachten am neuen Qalandia-
„Terminal“ - als ein Zeichen des Entsetzens über diesen ein Plakat an: “Arbeit macht frei”.
Greta Berlin (WiB) 15.Januar 2006 : “Will the world continue to close its eyes to the genocide of
Palestinians ?”
Tom Segev in seinem Buch (2005) „Es war einmal ein Palästina“ S. 443f: „Die Araber verschwinden
zu lassen“ war ... ein zentraler Bestandteil des zionistischen Traums ...“
Chaim Weizman, 1919, Pariser Friedenskonferenz: „Eines Tages werden sie (die Araber) gehen
müssen und uns das Land überlassen. ...Wir Juden haben 10 mal mehr Intelligenz als sie.“
Yigal Allon, Führer von Palmach, 1948: „....Das Gebiet(Palästinas) von Arabern säubern.....“
Ben Gurion, 1937 : „We must expel Arabs and take their places“ (aus “Ben Gurion and the Palestine
Arabs”, Oxford University press 1985)
Ben Gurion als er 1949 nach Nazareth kam: „Warum sind hier noch so viel Araber? Warum habt ihr
sie nicht weggejagt?“
Ben Gurion hatte einen „Ausschuss für Entfernung u. Vertreibung“(s. Simcha Flapan, Mythos. S.168)
Uri Avnery schrieb am 18.1.78 in seinem Wochenmagazin Haolam Hazeh von der „Annullierung
der palästinensischen Gemeinschaft als Volk“.

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Ariel Sharon,1977, Landwirtschaftsminister:“ ich habe drastische Maßnahmen ergriffen, die
verhindern sollen, dass Fremde (Araber in Galiläa)) Staatsland übernehmen....“
General Matti Peled spricht schon 1980 nach langen Ausgangssperren von „systematischer
Aushungerung“.
Z. (im Interview mit Amos Oz, 18.12.82 in Davar) „.. ich bin auch heute bereit ...,Araber zu töten nach
Bedarf, sie zu verbannen, zu verjagen, zu verbrennen ....“ (OZ: “Im Lande Israel“, S. 74ff)
Sharon in Yedioth Aharonot, 29.12.82: „Cut off their testicles!“ und meinte die der Palästinenser .
Yehudi Menuhin (USA) warnt vor „ der ständigen Abwürgung eines abhängigen Volkes“.
Yitzhak Rabin: „wir werden die Palästinenser vernichten wie die Heuschrecken und ihre Köpfe an
die Wände schlagen“. (1.4. 88 NY-Times)
Generalstabschef Shomrom (18.6.89): „Um den Aufstand zu beenden, gibt es nur 3 Möglichkeiten:
Transfer, Aushungern oder physische Vernichtung, also Völkermord“ (nach Reuters)
Arnon Sofer, Haifa, JP, 21.5.2004: „If we want to remain alive, we have to kill and kill and kill, all
day, every day ....
Siedler-Schüler im Unterricht in Hebron, 1993 (Film: Im Bunker Gottes) :“Es ist das Wichtigste,
einen nach dem anderen zu töten“.
Gabriel Piterberg (USA) spricht von „Ausradierung“ und „kultureller Auslöschung“; („Prophets
outcast“)
Pablo Regalsky (USA) sagt: „I am deeply concerned because of the genocidal policy of Israel
Governments. “
Gideon Spiro, 1992: „Siedler veranstalten von Zeit zu Zeit Pogrome unter der pal. Bevölkerung“...im
Gespräch mit Prof. Y. Leibowitz (Semit-Times 5.1992)
Sarah Roy zieht Parallelen zwischen den jüdischen Erfahrungen in Europa u. Israels Behandlung der
Palästinenser..(„Prophets outcast“)(Ihre Eltern waren Holocaustüberlebende)
Benny Morris ( Haaretz, 9.1.2004) vergleicht in einem Interview die Geschichte der USA mit der
Staatswerdung Israels: „Even the great American democracy could not have been created
without the annihilation of the Indians ... und rechtfertigt dies im Blick auf das, was dem
paläst.Volk 1948 geschah bzw. geschehen sollte. „Wenn es die Umstände erfordern .. wird
die Ausrottung die Endlösung sein.. („Israelische Dissidenten“, S. 134 bei Adi Ophir).
Effi Eitam: „ we have to kill them all“ sagte er zu Jeffrey Goldberg-New Yorker , 31.5.04.
Tanja Reinhart: „wir sind Zeugen des täglichen unsichtbaren Tötens der Kranken und Verwundeten ..
.und derjenigen, die sich dem Hungertod entgegenstrecken.“ 30.6.02 Yedioth Aharonot.
Adi Ophir: „Genocide hides behind expulsion“, 2004 (Antwort auf Benny Morris Interview).
Shulamit Aloni 6.3.o3: „Wie wir wissen, läuft ein Genozid nicht immer nach dem gleichen Muster“
Kimmerling: „Der Politizid ist in vollem Gange“ (2003); „Politizid“ S. 149.
Tanya Reinhart schreibt 2003 von „ethnischer Säuberung.“ (in „Operation Dornenfeld“).
Cordesmann: (USA, 1996) mit der „Operation Dornenfeld“ war eine „forced evacuation of
Palestinians from Sensitive areas“ geplant und aus dem Gazastrip „transfer“ in den Nord-Sinai.
Lev Greenberg schreibt am 23.3.04 (Mord Sheich Jassin) entsetzt vom “Symbolischen Völkermord”.
General Mofaz, 2004( nach Gideon Levy, 27.11.05): “we don’t count Palestinians, who are killed”.
Gilad Atsmon( GB) schreibt ( 12.03) erschüttert vom : „Palästinensischen Holocaust“.
Amira Hass: „ that is part of the ( Sharon’s ) master plan: Split up Palestine into cantonettes, crush
it, strangle it, annihilate it!” (Haaretz, 6.11.05).
Graffiti in Hebron, 2004 (Shabtei Gold, PHR als Photograph) : „Arabs to the gas-chambers!“ -
“Shoa for the Arabs!” “I hope God burns all the Arabs in Hell!” (27.11.05. HRO).
Rabbi Israel Hess (Zeitung der Bar Ilan-Uni.): „Wir müssen alle Völkermord begehen, denn die
Palästinenser sind die alten Amalekiter ...“.
Sharon im Gespräch mit Powell:“ wir tun nichts anderes als das, was die USA mit der einheimischen
Bevölkerung Nordamerikas tat.“ (n. Hajo Meyer) und
„Wir müssen diese Wilden ausrotten“ (zu Beginn der 2. Intifada nach Warshawski).
Sulamit Aloni,6.3.03:„Der Mord an einer Bevölkerung unter dem Deckmantel der
Rechtschaffenheit..“
Rabbi Ovadia Yoseph: “...ihr müsst Raketen auf sie abschießen, um sie auszurotten“ .
Rabbiner in Hebron: „The Bible teaches us, that Amalek ( = Palestinians) must be destroyed.”
Rabbiner Aviner, Sommer 2005:” .if the Arabs have brains, they will disappear like the Girgashites. And if
not - we will do what Joshua did.” (Haaretz 12.4.06 Relig. Zionismus)
Rabbi Shalom Aberjil, PetahTikva in Hebron, Haretz, 21.1.06:” May the Arab’s name be eradicated!
Zadok Yehezkeli( 31.5.02)Bulldozerfahrer im Jenin Flü.lager :” if one thing bother me most, it is that

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we didn’t wipe out the whole camp.” (=...dass wir nicht das ganze Lager auslöschten”).
Dr.Uzi Arad ( in New Republic, 28.11.05) schlägt die Vertreibung der Araber in Israel vor: „ ejecting
Arab Communities from Israel” (Haaretz, 12.12.05 Arik Carmon).
Ilan Pappe / SteveZeltzer-Interview, SF Bay Okt. 2005: we are really talking about almost Genocide (of Pal.
under Occupation)
Benvenisti schreibt über Sharon ( Haaretz, 12.1.06) He wanted “to remove the Arab demographic
threat unilaterally”.
Und am .7.4.06 in Haaretz über : „starvation of the Gazastrip“
Im Machsom-Watch-Bericht vom Dez. 2005: The malicious intention of tightening the stranglehold on
the West Bank’s civilian population is becoming ever clearer.
Dov Weissglas (14.2.06)den Pal soll Geld, Wasser, Strom abgestellt werden: „But they shall not starve“
Ehud Olmert nach der Wahl von Hamas: Er will mit „iron fist“ mit eiserner Faust, gegen Hamas vorgehen
Israel. Friedensaktivistin in einem pers. Bericht über den neuen Terminal in Qalandia: „I can only cry“:
Mitte Januar 2006: „I feel we are amidst a Palestinian Holocaust.”
Ich denke, das genügt, um deutlich zu machen, dass meine Befürchtungen nicht einem von Antisemitismus
verseuchten Gehirn oder aus zu blühender Phantasie entsprungen sind, sondern, dass in Israel nicht nur in
Regierungskreisen des Likud und am breiten rechten national-religiösen Rand der Gesellschaft tatsächlich
der Ungeist des „Transfers“ - womöglich mit Schlimmerem verbunden - sein Unwesen treibt.
Was aber geht diesen Aussagen von Israelis/ Juden voraus? Die 1. Phase des Zionismus:
1.a) Es beginnt mit der Aberkennung der Existenz eines ganzen Volkes:
Israel Zangwill behauptete 1901: Palästina sei „ein Land ohne Volk“.
Ben Gurion behauptete 1917 : „Palästina ist im historischen und moralischen Sinn ein Land ohne
Bewohner“ (Amos Elon, „Die Israelis“ s. S.185).
In der Balfour-Erklärung wird die einheimische Bevölkerung (immerhin 92% !) nur beiläufig als „nichtjüdische“
erwähnt und offen zugegeben : „ In Palästina machen wir nicht einmal das Angebot, die Wünsche
der gegenwärtigen Einwohner des Landes zu berücksichtigen“. Der russ. Zionistenführer Ussiskin tat die
Araber Palästinas als „Quantité négligable“ ab. 1931 schlägt Jakov Thon einen Transfer der Palästinenser
vor - „aber heimlich“.
1948 wurde bei der Teilung des Landes die einheimische Bevölkerung nicht nach ihrer Meinung gefragt, als
ob sie nicht vorhanden wäre, und 1969 behauptet Golda Meir gegenüber der Sunday Times: „Es hat niemals
ein palästinensisches Volk gegeben.“
Dies behauptete sogar eine brit.-jüd. Studentengruppe im Mai 2005 ernsthaft im Internet, zitiert von
„honestly concerned“.
Die Palästinenser, die 1948 in Israel blieben, werden auch nicht Palästinenser genannt, sondern Araber,
oder „sog .israelische Araber“ Sie sind Bürger 3. Klasse mit einigen demokratischen Rechten - aber längst
nicht mit allen, obwohl ihnen in der Unabhängigkeitserklärung vom 14.Mai 1948 die „volle soziale und
politische Gleichberechtigung ...garantiert“ wurde
Immer wieder gibt es Überlegungen, wie man sich ihrer entledigen kann (s.o.).
- Rabin: „Ich wünschte eines Tages aufzuwachen und zu erfahren, dass der Gazastreifen im Meer versunken ist.“
Was für ein ungeheuerlicher Wunsch für 1,3 Mill. Menschen!
Und Ehud Barak bzw. auch Sharon: „Es gibt keinen, mit dem wir verhandeln könnten.“ (2005)
1b) Wenn es kein palästinensisches Volk gibt, die palästinensische Identität verleugnet wird, dann gibt es
logischerweise auch kein Land, das Palästina heißt. Es gibt nur das Land „Erez Yisrael“ und die (besetzten),
„Gebiete“ oder „disputed territories“ oder die West Bank - nicht die „palästinensischen Gebiete“. Oder man
nennt diesen Teil wie in biblischer Zeit „Judäa und Samaria“ oder in einem Wort „Je-sha“. Man lässt
zunächst den Namen des Volkes, dann den Namen des Landes verschwinden.
Das palästinensische Volk ist für Zionisten also nicht vorhanden - eine gute Voraussetzung für ethnische
Säuberung; denn wer „nie vorhanden“ war, nach dem wird man später auch nicht fragen, wenn er tatsächlich
nicht mehr oder fast nicht mehr - oder nur noch in kleinen Reservaten wie die Indianer Nord-Amerikas - in
seinem Land existent ist.
Ich bringe im folgenden eindeutige Beispiele aus den besetzten Gebieten und aus Israel. (Galiläa, Negev),
wie Mitglieder des palästinensisch-arabischen Volkes zunächst nicht wahrgenommen, dann entrechtet,

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verachtet, diskriminiert, de-humanisiert, dämonisiert, gedemütigt, schikaniert, provoziert, geschlagen,
verletzt, traumatisiert, vertrieben, verhaftet und getötet werden - ja, wie ihnen alles zum Leben Notwendige
nach und nach, ja, so langsam genommen wird, dass es die Welt kaum wahrnimmt. „Macht ihnen das Leben
so unerträglich, dass sie von alleine gehen.“ (Benny Allon) Das nennt sich dann „human transfer“.
Aktuelle Beispiele dazu sind heute schon die Bewohner von Qalqilia, Bethlehem, Hebron ....
Wie wirkt sich das konkret aus? Hier folgen Beispiele:
2. Die Palästinenser werden als Nichtmenschen, Luftmenschen, Phantome, „Present Absentees“,
Namenlose, als „Die Unsichtbaren“ (Ausstellung in Tel Aviv 1989, Rachel Avnery ) betrachtet.
Im Negev und in Galiläa gibt es seit 1948 mehr als 45 Beduinen-Ortschaften als „nicht anerkannte Dörfer“
(80 000 Bew.). Diese werden also nicht mit Strom, Wasser, Schulen, Straßen, Verkehrsanbindung , auch
nicht medizinisch versorgt (Gideon Levy, 1.06)- als ob sie nicht vorhanden wären. Diese Nicht-Menschen
werden aber noch als Billigstlohnarbeiter für Dreck-/ Schwerarbeiten ausgenützt - nach Yoram Binur und
Ilan Pappe als „Sklavenarbeiter“. Herzl wollte sie vor dem Transfer noch zur Vernichtung von wilden
Tieren, Schlangen u.ä. ausnutzen ... „Palestinians are no people“ sagt ein Soldat, der bei Salim im Okt. 05
Palästinenser an ihrer Olivenernte behindert.(ISM). „Palestinian civilians are simply Not-Jews“ (Neta
Golan, 4.3.06)
3. Die De-Humanisierung, Diskriminierung, Dämonisierung
Irgendwann merkten dann einige Zionisten, wie Nordau z.B. dass das Land bevölkert ist: „Da gibt es ja
Araber!“ Nun versuchte man sie als „Wilde aus der Wüste“, „Gesindel“ oder als „Schwarze“ anzusehen
oder, als „Unmenschen“, als „wilde Tiere auf zwei Beinen“ (Begin, 25.6.82); als „Krebsgeschwür, das mit
Chemotherapie beseitigt werden muss“(Moshe Yaalon, 8. 2002), als „ besoffene Wanzen in einer Flasche“ (Raful
Eitan), als „Raubtiere und Untermenschen“ (Rabin, 12.92), „Würmer“, „Heuschrecken, die zertreten werden
müssen“ (Y. Shamir, 1.4.88), „Insekten, gegen die mit Insektenmittel vorgegangen werden soll“ (Nachum Orland in
New Outlook, Okt. 1989). Moshe Dayan: „Ihr Palästinenser sollt wie Hunde weiterleben und wer das nicht will, soll
gehen.” Arafat = „Scorpion! (Rehanam Zeewi) und = Hitler und = Osama bin Laden ... Rabbi David Bazri, 10.1.06:
The Arabs are a disease, disaster, a devil, they are asses, foul ...Rabbi Itzhak Basri 1.06: The Arabs are inferior; they
have the foulness of snakes” (HandinHand-School-Konferenz 2006 ). Bestenfalls sind sie “Non-Jews”-“Nichtjuden”.
Graffiti: “Arabs are an inferior race!” „Findet die Läuse und schmeißt sie raus!“ (Rechanam Zeewi); „Palästinenser
sind wie Krokodile ...“ (E.Barak, 28.8.2000 in JP)“ „Demographische Zeitbombe“, „All Arabs are animals“ (nach
einem Bericht von Gush Shalom-Sept.05) „ Arabs are no men but dogs!” (Hebron, 27.11.05 HRO) „Sie stinken wie
Hunde...“ so eine 1991 in Kanada eingewanderte Israelin zu Freunden von mir; ein arab. Anwalt in Israel
sagte zu mir, er fühle sich vor israelischen Gerichten „wie ein Hund behandelt“. In isr. Schulbüchern werden
Araber „verteufelt“: „ sie sind verschwörerisch, unehrlich, faul, tückisch und mörderisch“ (so Yoav Peled in
Guardian, 24.5.02) und als „Minderwertige dargestellt, denen es an Kultur und eigener Identität mangelt“ (Studie
der israel. Psychologie v. Bartel/Soltek). „Man kann ihnen nicht trauen“; „sie verstehen nur die Sprache der Gewalt“;
Dämonisierung und wahrscheinliche Vergiftung Arafats (nach Kapeliuk: Biographie von Arafat). Nach der
Wahl 2006 wird Hamas dämonisiert. Hamas = Terroristen.
In religiösen Schulen in Hebron werden Palästinenser mit Amalek gleichgesetzt ... Ein Militär-Rabbi sagte
zu seiner Gruppe „.... die (Palästinenser), die sich weigern zu gehen, werden erleiden, was die ‚sieben Völker’
erlitten haben.“ (vgl. auch den Dokumentar-Fernsehfilm (Febr. 1994): „Im Bunker Gottes“, wo Siedlerkinder in
Hebron mit der Bibel in der Hand zu einem widerlichen Hass gegen Palästinenser aufgestachelt werden ( -
Rassismus pur ?). „Kinder werden indoktriniert: „The bible teaches us, that Amalek must be destroyed“ sagt Sh.
Aloni über Siedler in Hebron). In Hebron kann man an den Hauswänden „Arabs = subhuman“ „ kill the
Arabs!“ lesen. (Niemand wird gezwungen, dies zu löschen, wie das von Palästinensern verlangt wurde, wenn sie
Graffitis gegen die Besatzung schrieben -aber nicht zum Mord aufriefen). Die Siedler machen den Palästinensern
vor allem in und südlich Hebron das Leben zur Hölle. Über 2000 Läden in Hebron mussten geschlossen
werden (s. Berichten v. CPT, ISM Ta’ajush u. Hajo Meyer) und an den Checkpoints demütigen Soldaten
Palästinenser in unglaublicher Weise (s. Machsom-Watch-Berichte).-Nach 1972 (Münchner Olympiade) und erst
recht seit der 1. Intifada sind alle Palästinenser „Terroristen.“, auch die Steine werfenden kleinen Kinder.
Ein General behauptete 2003, die Palästinenser hätten spezielle Gene, die sie zu Terroristen machen würden.
Dies ist zunächst nur verbale Diskriminierung, als Graffitis aber sichtbare Aufrufe zum Mord - wie der des
iranischen Präsidenten zu Israel, über den sich alle Welt zu Recht aufregte. (Okt-2005) (Inzwischen hat sich
dies als absichtlich falsche Übersetzung herausgestellt. Nur - in Hebron regt sich über die Aufrufe zum Mord
keiner auf ----- doppelte Moral ?? Über die frühere Idee und Pläne des Transfers der Palästinenser in den
Irak hat sich auch keiner aufgeregt.

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4. Wie aber wird mit solchen Nicht/Un-Menschen, „Non-Jews“ umgegangen? Man behandelt sie mit
Demütigung, Repressalien, Kollektivstrafen, Willkür, Verachtung und als Rechtlose:
Achad Ha’am, 1891: Die nach Palästina einwandernden Juden „behandelten die Araber mit Feindschaft und
Grausamkeit, beraubten sie ihrer Rechte, beleidigten sie ohne Grund ...“
Den Present-Absentees (Anwesend-Abwesenden) konnte 1949 und später, auch 1967-2005 das Land „legal“
weggenommen werden - ohne Entschädigung; überhöhte Steuern gefordert, sie können deportiert werden
(400 angebliche Hamasmitglieder ins Niemandsland des Libanon, 1993), „neutralisiert“, „eliminiert“ werden., das
Land wird „gesäubert“, „araberrein“ - ( im Hebr. auf deutsch!!) gemacht, also judaisiert. Sie können vertrieben
werden: 1948 750 000, 1967 noch einmal 300 000 (inzwischen 4 Millionen in Flüchtlingslagern) - es sollten
1967 viel mehr vertrieben werden z.B. auch die Bewohner von Bethlehem, wie mir Zeugen berichteten; die
nächste Kriegssituation sollte dafür ausgenützt werden, weitere 7-800 000 zu vertreiben, so General Yariv
am 23.5.80 in Haaretz. Sie können ohne Anklage verhaftet und gefoltert werden (B’tselem), sie können als
menschliche Schutzschilde benützt werden oder „punished mercyless“ (Sharon), kollektiv bestraft, lebendig
verbrannt (11.8.88 und 3.3.88 in Tel Aviv), auf den Müll gekippt (Halhul 7.88), aus dem Hubschrauber geworfen
(8.2.88) oder gezwungen werden (PHRIC), Urin zu trinken (taz, 17.4.89 u.. 2002 in El Azariye), wie ein Hund
bellend auf allen Vieren zu laufen oder die Knochen gebrochen“ (Rabin), über ihnen uriniert (B’tselem) oder
sie können lebendig begraben (5.2.88 in Kafr Salem, F. Langer) und gezwungen werden, den Arsch eines Esels
zu lecken (erzählte der Enkel des Betroffenen bei einer Tagung von KAAD in Bonn in Gegenwart von Dan Diner),
sich mitten am Tag in Hebron nackt auszuziehen (Beleg: Photo) , dasselbe von 4 Palästinensern bei Arrabe/
Jenin vier Stunden lang am 6.9.05 (B’tselem)..... (s. auch „Das Schweigen brechen - israelische Soldaten
berichten“); beim Friseur in Hebron aus einer Flasche mit Reinigungsmittel zu trinken, am Checkpoint ein
Musikstück auf seiner Geige zu spielen, einen Zettel („Lotterie“ in Hebron 3.1.03, Washington Post u. CPT)
ziehen, auf dessen Rückseite steht, welcher Körperteil gebrochen werden „darf“..; man kann sie von einem
galoppierenden Esel zu Tode schleifen lassen in Umm Tubas (Dez 2005, Gideon Levy); hochschwangere
Frauen nicht ins Krankenhaus lassen, sie gebären dann am Straßenrand, wobei schon 34 Neugeborene und 19
Mütter gestorben sind....dazu die 1000en täglicher unglaublicher Demütigungen („wir werden wie Tiere
behandelt“) an den sog. „Terminals“ und 700 Kontrollpunkten und Straßensperren. (s. Berichte der Machsom
Watch-Frauen und Amira Hass , Haaretz vom 16.11.05).
Vom Isr. Geheimdienst stehen 200 000 Palästinenser auf der Schwarzen Liste (blacklisted): sie dürfen nicht
durch die Kontrollpunkte gelassen werden. Man sagt ihnen nicht die Gründe. (Machsom Watch, Dez 2005).
Im Gazastreifen hinterließen Soldaten im August 2005 in einem Haus, in dem sie die Toilette für sich
beanspruchten, alle Küchengefäße voll mit Exkrementen (Guardian) - In Ramallah wurden in einem Pal.
Ministerium 2002 Exkremente in einem Kopiergerät gefunden und in vielen Räumen war uriniert worden,
auch in einem Sportclub im Flüchtlingslager Jabalya: in jedem Raum waren Fäkalien (27.Okt.2005 V. Buch).
Das sind also keine Einzelfälle durchgedrehter Soldaten, es ist Methode, um die tiefe Verachtung zu zeigen.
Und diese lernt ein israelisches Kind vom Kindergarten an. (s. New Profile-Untersuchungen) ganz besonders
aber in den Siedlungen, bes. in Hebron ....
Im März 1988 wurde in eine Schulklasse Beit Jalas eine CS-Gas-Granate geworfen. Isr. Soldaten berichteten
danach: „die Kinder sind uns wie Schmetterlinge, die mit Insektengift angesprüht wurden, entgegengefallen“
(Boaz Evron, Yedioth Aharonoth 8.12.78).
Am 12.Febr.2001 wurden in Khan Yunis - und in den nächsten 3 Monaten nachgewiesener Maßen an noch 3
Stellen in der Westbank Nervengas in Menschenmengen bzw. in ein Haus und einen Schulhof geworfen. (s.
Dokumentar-Film v. Langley, Bericht von James Brook, Prof. Pongratz, u.a.). Die Ärzte wussten nicht, wie sie die
betroffenen Patienten behandeln sollten, die keine Kontrolle mehr über ihre Glieder hatten. Es gab offenbar
keinen Todesfall; die Patienten haben aber wochenlang physisch-psychische Probleme gehabt. Die
israelische Presse hat schließlich die Anwendung zugegeben.
„Der Stress seit 3 Generationen verursacht immer mehr Herzinfarkte und Diabetes schon bei jungen Leuten
und andere Krankheiten“ (17.10.05 Rosemarie Reinhardt, Ramallah).
5.a) Die Palästinenser haben keine Rechte, keine Menschenrechte: in der Justiz wird in vieler Hinsicht
mit zweierlei Maß gemessen (Amira Hass 10.8. 05, Gideon Levy 18.9.05). „Nicht einmal unter den Nazis hat es
solche Rechte gegeben“, sagte Justizminister Shapiro, 1946 über die von Israel von den Engländern
übernommenen Notstandsgesetze der Militärregierung für die Palästinenser in Israel nach 1948 ; Auch
Felicia Langer und andere isr. Rechtsanwälte und B’tselem haben diese Rechtlosigkeit tausendfach
beschrieben. Z.B. ein aktueller Fall: Majed Kana’an aus Arabe/ Galiläa nach Yakob Katriel ( 9-3-06). Ihm
wird vorgeworfen, gegenüber Israel feindlich gehandelt zu haben. Ihm kann aber nichts vorgeworfen

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werden. Strafe: 14 Jahre Gefängnis. Nach Kapeliuk sind „die Araber der elementarsten Rechte beraubt.“ Ein
Siedler durfte z.B. 1999 einen 10 jährigen pal. Jungen töten und erhielt als Strafe dafür 6 Monate
Gemeindedienst. Palästinenser würden jahrelange Gefängnisstrafe erhalten. Z.B. Rami aus Deheisheh hat mit
14Jahren Steine geworfen, nun ,16’ erhält er bis 20 (!) Jahre Gefängnis (News from Within AIC, August 2005).
Oder vgl. die Umsiedlung der jüd. Siedler im Gazastreifen: sie wurden mit viel Sensibilität und ohne Gewalt
aus dem Gazastreifen geholt - wie anders Palästinenser in Rafah oder Jenin, deren Häuser zerstört wurden,
die Bewohner hatten keine Zeit, etwas aus ihren Häusern zu retten. Manche wurden sogar unter den
Trümmern ihres Hauses begraben. - Die palästinensischen Flüchtlinge haben kein Rückkehrrecht - im
Gegensatz zu Juden von irgendwo, die jederzeit „zurückkehren“ dürfen, obwohl Palästina nie ihre
persönlich-familiäre Heimat war.
Das pal. Volk hat kein Recht auf Selbstbestimmung - kein Recht auf menschliche Würde....
Kein Recht auf einen eigenen Staat, den man mit Recht als solchen bezeichnen kann ...
b) Die Palästinenser haben kein Recht, sich auf eigenem Grund und Boden ein Haus zu bauen, zu
erweitern, zu reparieren, nicht einmal auf ihrem eigenen Grund und Boden in Höhlen zu wohnen. Wenn
ein Palästinenser trotzdem ein Haus baut, erweitert ...., weil seine Familie gewachsen ist, wird es zerstört.
So wurden (nach B’tselem seit 2000) über 6500 Häuser zerstört. Um Häuser zu zerstören, gibt es folgende
Vorwände: illegal gebaut, Kollektivstrafe, aus militärischen Gründen, aus Sicherheitsgründen, weil es der
Mauer im Weg steht; Hunderte von Häusern wurden in Rafah systematisch mit Genehmigung des
Verfassungsgerichtes zerstört, um die Grenze nach Ägypten angeblich besser absichern zu können. Die
Menschen erhalten keine Ersatzwohnung oder Entschädigung wie die jüdischen Siedler. Die Tausenden von
geplanten Wohnungszerstörungen von Beduinen bei Maaleh Adumin bzw. im Negev (weitere 3 am 17.1.06;
vgl. Yoav Stern, Haaretz. am 23.1.06;) weitere 5 Häuser in nicht anerkannter Beduinensiedlung bei Dimona
Ende Febr.(2006, Nitza Aminov ) oder im Jordantal sind hier noch nicht mitgerechnet etc. Die Beduinen
südlich von Hebron, in Höhlen wohnend, sind die schwächsten und werden am ehesten von Siedlern
bedrängt, schikaniert und vertrieben - und kaum einer merkt es - sie sind fast „unsichtbar“ - und in den
Medien keine Zeile wert. (Ta’ajush, B’tselem: Means of Expulsion).
Um Jerusalem zu judaisieren sind seit 1967 12 000 Häuser von Palästinensern in Jerusalem zerstört worden
(ICAHD), weitere 1000 Häuser sollen 2006 in J. zerstört werden. 2005 wurden 90 Häuser in J zerstört
Am 23. Dezember 2005 wurden 3 Häuser in Lod/ Lydda (in Israel!) zerstört, 2000 (!!??) erhielten die
Abrissorder für die nächste Zeit - sie seien illegal gebaut.
Die illegal gebauten Siedlerhäuser in ca 200 Siedlungen auf gestohlenem Land werden nicht zerstört z.B. in
Modiin-Illit - (Peace Now) (und Bericht von David Shulman vom 1.1.06 und Akiva Eldar, 27.12.05).
c. Die Palästinenser haben kein Recht auf ihre eigenen Ressourcen z.B. das Wasser, das Land .
Es besteht eine Monopolisierung des Wassers durch Israel . Die Palästinenser erhalten darum nur einen
kleinen Prozentsatz ihres Wassers (1/10 - 1/18 der Siedler), im Sommer oft wochenlang keines. Sie müssen
es zum vierfachen Preis in Wassertanks kaufen. Soldaten beschießen oft die auf dem Dach stehenden
Wasserbehälter, die dann auslaufen. Im Gazastreifen ist das Wasser so schwer kontaminiert, dass man es bei
uns nicht einmal für den Garten benützen dürfte. Ich kann es aus eigener Erfahrung bestätigen: das Wasser
aus dem Hahn schmeckte widerlich (s. auch Sarah Roy, Gaza- De-Development S. 167). Viele Kinder sind
nierenkrank ( Diarrhoe, Gastroenteritis, Hautkrankheiten)- wahrscheinlich sind in Gaza unzählige Menschen
krank. Auf Grund der schlechten Gesundheitsversorgung und zu wenig Fachärzten wurde dies bis jetzt weder
genauer untersucht noch öffentlich gemacht. Für mich ist dieses Wasser eine tickende chemische Zeitbombe,
das die Gesundheit aller 1,3 Mill. Bewohner auf Dauer schädigt. Menschen absichtlich nur schwer
kontaminiertes Wasser zuzugestehen - ist ein Verbrechen, ist Staatsterror. ( s. auch Mauerbau )
Die jüdischen Siedler jedoch hatten auch im Gazastreifen sauberes Trinkwasser aus eigener Wasserleitung
und genug Wasser für Swimmingpools, Gewächshäuser, Rasen....
Siedler von Yitzhar zerstören Brunnen von Madama bei Nablus (Amira Hass, 20.2.05 Haaretz). Israelische
Soldaten beschießen mit Vorliebe die Wasserbehälter auf den Dächern und zerstören sie und berauben soe
die kostbaren Wasserreserven der Familien.
Brunnen im Jordantal und anderswo trockneten aus, weil isr. Brunnenbohrer viel tiefer bohrten.
Palästinenser dürfen keine neuen Brunnen bohren. Die Mauer hat viele lebensnotwendige Brunnen im Raum
Tulkarem-Qalqilia von ihren Dörfern abgeschnitten. Vom Dorf Aboud alle Wasserressourcen. Die für die
Landwirtschaft notwendigen Wasserreservoirs in Bardala (nördl. Jordantal) sollen wegen des Mauerbaus
vom Besitzer selbst zerstört werden ( März 2006). Südl. von Hebron wurden Brunnen von Siedlern durch
Tierkadaver unbrauchbar gemacht (Bericht von Ta’ajush), Brunnen von Beduinen im Negev wurden zerstört

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(medico internationl 3/ 91). Zerstörung von 8000 Hütten der Beduinen im Negev 1989 und später (D.Macintyre
Independent, 29.11.05 etc).
40 000 Bewohner - Beduinen - sollen aus 30 nicht anerkannten Dörfern im Negev , wenn nötig,
zwangsweise von ihrem Land vertrieben und ihre Behausungen zerstört werden (Bustan, Jan. 2006), damit
das Land für jüd. Siedlungen frei wird.
Die Araber in Israel stellen etwa 20% der Bevölkerung Israels dar - sie haben aber nur mehr 3,5 % des
Landes in Besitz. Sachnin hat z.B. keine Möglichkeit sich auszudehnen. (D. Rabinowitz, Haaretz 20.12.05).
Vgl auch Akiva Eldar: „Real organized crime“ 3.1.06/ 27.12.05 in Haaretz , nur ein Beispiel über Landraub
von Bil’in, wo seit Febr. 2005 jeden Freitag gewaltfreier, mutiger Widerstand praktiziert wird - mit Israelis
und ISM ...(Gibt es darüber Berichte bei uns?) Das Militär reagiert mit Gewalt.
Den Palästinensern will Sharon nur mehr 48% der Westbank in kleinen, nicht zusammen hängenden
Enklaven überlassen.
Israel bemüht sich sehr, das Gasvorkommen vor Gazas Küste von British Gas nach Israel zu leiten. Nach
Sunday Times plant Israel (deshalb?) eine Invasion in den Gazastreifen (März 2006)
Inzwischen (Januar 2006) wurde mit dem Abstellen der Elektrizität für den Gazastreifen gedroht, wenn die
Pal. Behörde nicht offene Rechnungen bezahlen würde.
d. Sie haben kein Recht auf Arbeit, auf Lebensunterhalt, kein Recht auf ein Existenzminimum, kein
Recht auf Handel, Wirtschaft, Infrastruktur ( vgl Amira Hass, 1.3.06 )
Die Billiglohn-Arbeit in israel. Fabriken, auf Baustellen, in Gaststätten, in der Landwirtschaft konnte ihnen
mit einem Federstrich genommen werden: die Erlaubnis, in Israel zu arbeiten, wurde nicht erst im Jahr 2000
für viele, dann für fast alle gestrichen. Palästinensern ist es verboten, in den besetzten Gebieten ( aber auch
in Galiläa) eigene Industrie für eigene Arbeitsstellen aufzubauen, um kein Konkurrenzunternehmen für isr.
Firmen zu sein. Große Arbeitslosigkeit (35 - 80 % in den besetzten Gebieten, aber auch in Israel unter der
arab. Bevölkerung, vgl. Akiva Eldar, A dangerous anger. 11.11.05 Haaretz). Die Tourismusbranche wurde
systematisch zerstört - für den Raum Bethlehem mit verheerenden Auswirkungen. Etwa 5000 Christen
sollen zwischen 2000 und 2005 ausgewandert sein.
„Die einheimische Wirtschaft wurde mit Methode und voller Absicht zerstört. Sie steht heute vor dem
totalen Zusammenbruch“ (Finkelstein, Antisemitismus ...s. 286).
Es wird ihnen das Land (für Siedlungen, Straßen, die Mauer) geraubt, auf dem sie ihr Gemüse, Obst
anbauen und Tiere für die eigene Ernährung halten - immer mehr fällt auch diese Lebensgrundlage weg.
Man verbietet ihnen sogar, Wildkräuter (Zatar) zu sammeln.(Gideon Levy).
Der Bevölkerung von Hebron 2 wird von Siedlern und dem Militär das Leben zur Hölle gemacht; 2000
Läden mussten geschlossen werden. ( vgl. Ran HaCohen, Jan 2006: Hebron for Beginners).
Der Gazastreifen wird mit israelischen Waren überschwemmt - die Bauern vom Gazastreifen dürfen
während der Erntezeit ihre Erdbeeren, Gurken, Tomaten u.a. weder in der Westbank verkaufen, noch nach
Israel oder ins Ausland exportieren - also keine Einnahmen, nur Verluste (www.stopthewall.org 1.06).
Sperrung des Checkpoints Karnis: keine Ausfuhr - keine Einfuhr von Lebensmitteln und Milchprodukten;
ab 16.3.06 gibt es nach IMEMC kein Mehl mehr im Gazastreifen; auch kein Baumaterial, Medikamenten
(31.1.06 PHRC). Tonnenweise verderben die Früchte für die Ausfuhr am Kontrollpunkt Karni. Vgl. auch
Public Statement by Amnesty International , 23.3.06 , News Service No. 074.
Es wurden wahrscheinlich schon ca. 1,1 Million Olivenbäume (durch die Mauer allein 500 000) zerstört,
entwurzelt, verbrannt, an verschiedenen Stellen mit Gift besprüht, ja ganze Landstriche - altes Kulturland -
zerstört und zu „Wüste“ gemacht. Dez.05/Jan. 06 seien von Siedlern ca. 2000 Olivenbäume bei Salem und
südl. Hebron zerstört worden (RHR- B’tselem).
Wieder nur ein paar Beispiele: Über Getreidefelder von Beduinen im Negev wurde in den letzten 4 Jahren
kurz vor der Ernte von Hubschraubern aus Gift gesprüht (Menschenrechtsorganisation Bustan). Auch die
Viehweiden der Beduinen südl. Hebron wurden (2005) durch Siedler mit Gift bestreut - sodass viele Tiere
verendeten (Ta’ajush). Fischer im Gazastreifen dürfen nicht mit Booten fischen, nur vom Strand aus angeln
(Okt.05).
Bauern dürfen nicht zu ihren Olivenhainen, wenn isr. Siedlungen in der Nähe sind oder sie westlich der
Mauer liegen - weder zur Pflege noch zur Ernte. Die Haine werden plötzlich zu gesperrten militärischen
Zonen. Hier hindert man die Bevölkerung an der lebensnotwendigen Ernte der Oliven.
Sie müssen von Israelis und Internationalen geschützt werden (RHR, ISM, Gush Shalom).
Vom 17.10.05 (über Gush Shalom): in Akaba /bei Jenin wurde den armen Hirten die Schafherde von Soldaten
konfisziert (später zwar zurückgegeben) und die Weide angezündet.

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Von New Profile (18.10.05): Überfall und völlig willkürliches Zerstören von medizinischem und
pädagogischem Material mitten in der Nacht im Dorf Qarawat Bani Zeit, wegen angeblicher Suche eines
„Killers“. In Hebron geschieht so etwas täglich ... und die Welt schweigt und sieht weg !!!!
Doch die Palästinenser können ebenso wenig nur von Luft leben wie andere Menschen - es „geschieht
systematische Aushungerung“ (sagte General Matti Peled schon 1980 nach langen Ausgangssperren, die sich
danach bes. während der Intifadas viele Male, auch wochenlang wiederholten) und jetzt im abgesperrten
Gazastreifen. Bewusst „eine Hungersnot herbeiführen“, in dem z.B. ein dreistöckiges Lagerhaus der UNO
voll mit Lebensmitteln in Beit Lahia zerstört wurde (2002), beschreibt Kimmerling in „Politizid“ S. 202.
Nach FAO (13.10.05) hungern heute 40 % der Bevölkerung der Palästinenser. 70% der Bevölkerung des
Gazastreifens leben unter der Armutsgrenze. 40% der Kinder seien - nach IMENC - unterernährt. Die
wochenlange Absperrung des Karni-Kontrollpunktes für jeden Warenverkehr in den Gazastreifen in Februar/
März 2006 bringt die Versorgung der Bevölkerung an einen kritischen Punkt. Es scheint eine Kollektivstrafe
für die Bevölkerung zu sein, weil sie Hamas gewählt hat.
Israelische Offizielle (Dov Weissglas) sprechen sogar von einer gewissen „Diät“, ohne Hungers sterben zu
müssen ( „without starve“).( vgl, Amira Hass „Strangled in Gaza“, 22.03.06) Ein großer Teil ( 2/3) der
palästinensischen Bevölkerung - nicht nur die in den Flüchtlingslagern - hängt längst am Tropf der
UNWRA - bzw. ist von der Unterstützung ihrer Verwandten in Europa und Amerika abhängig.
e) Kein Recht auf Familienzusammenführung - „stille Deportation“ (B’tselem).
Seit dem 31.7. 2003 gibt es in Israel ein neues Gesetz: u.a. verbietet es Ehepartnern mit verschieden farbigen
Identitätskarten (blau für Jerusalem, grün für Westbank) zusammen in Jerusalem zu leben. Ein Antrag auf
Familienzusammenführung war bis 1994 für Kinder möglich - jetzt nicht mehr (NZZ, 1.12.05). Zweck: die
Judaisierung Jerusalems - in anderen Worten: den Prozentsatz der arabischen Bevölkerung so niedrig wie
möglich zu halten. 18 jährige in J. geborene Pal. müssen J. verlassen. ( Tom Segev, Haaretz14. 2. 06) - Auch in
Israel: Am 26.1.06 wurden mitten in der Nacht 8 paläst. Frauen, Mütter von kleinen Kindern, aus ihren
Wohnungen in Jalyulia geholt und ohne etwas an den Checkpoint von Qalqilia gebracht, da sie sich
angeblich (seit 5 bzw.10 Jahren ) illegal in Israel aufhalten, obwohl sie dort legal verheiratet lebten. (Nur eine
kleine Notiz in Yedioth Achronot- bzw New Profile vom 2.2.06).
6.)Die Bewegungsfreiheit wird massiv eingeschränkt: durch 471 (UN-Bericht 3.06) Straßensperren,
zerstörte, schlechte Straßen, verbotene (aber gute) Straßen (z.B. Straßennetz „for settlers only“, vgl. Gideon Levy,
23.10.05), Kontrollpunkte, Ausgangssperren, wochenlang gesperrte Grenzen, wirkliche Gefängnisse und
Haftzentren, abgesperrter Gazastreifen, weder einen eigenen Flughafen, noch einen eigenen Seehafen;
Beschränkung im Güterverkehr (auch für Medikamente und Lebensmittel); Reisebeschränkung für Kranke,
Schwangere, Gebärende, Familienzusammenführung, Studenten, Ärzte, Lehrer u.a., kaum kultureller,
wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Austausch; kein Zugang zu Schulen und Universitäten durch die
Mauer, Checkpoints, Siedlerangriffe in und südlich Hebron ..., die geschlossene Grenze, .... Also kein
Recht auf Gesundheits-versorgung, Bildung ... (Amira Hass, Haaretz 15.12.05; s. auch Berichte von
Machsom-Watch z.B. Dezember 2005). Die pal. Säuglingssterblichkeit liegt bei 15% (Gideon Levy,
Haaretz 19.2.06)
Im Oktober 2000 wurden 17 pal. Krankenwagen vollkommen zerstört, und 26 weitere
beschädigt. (PHR)
200 000 Pal. sind auf der Blacklist des Geheimdienstes, oder als „prevented“, die noch weniger
Bewegungsfreiheit haben (Machsom Watch Bericht Dez.2005).
Auf diese Weise sind schon viele kranke und alte Menschen zu Tode gekommen, 67 Kinder wurden am
Kontrollpunk geboren, davon starben 39 und 19 Mütter mit. Während der 1. Intifada hatten mehr als 100
Mütter im Gazastreifen wegen Tränengasangriffen Fehlgeburten (PHRIC).
Möglichst wenig Kontakt zur Außenwelt: Journalisten und anderen Zeugen wird der Zugang und Kontakt
erschwert bzw. verunmöglicht (z.B. ISM-Leuten) bes. im Gazastreifen. Journalisten haben keine Pressefreiheit
(vgl. u.a. Hal Wymer in NYT, 8.10.89, u. Haaretz 18.3.02 ; Gideon Spiro ND 25.5.02...).
7. Die Kultur und die Symbole des Volkes werden zerstört.
Man muss einem Volk nicht nur das zum Leben Notwendigste (Wohnung, Nahrung, kultiviertes Land,
Wasser) nehmen oder vorenthalten - man kann ihm auch seine Geschichte, Kultur, Architektur nehmen und
zerstören: Abgesehen von den 418 1948/49// 1967 zerstörten Dörfern, auch die Zerstörung von ganzen
Stadtvierteln in alten pal. Städten (ich erlebte dies in Jaffa - jüdische Freunde machten mich darauf

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aufmerksam!!, in Haifa, Beer Sheva, Akko, Jerusalem). Sie wurden/werden entarabisiert (vgl Artikel von
Alghazi in Le Monde Diplomatique Okt. 2005; Meir Margalit 31.10.05): ...“Isr. governments eradicate all signs of
Palestinians or their symbols“ ... They judaise East-Jerusalem at the expense of its Pal. heritage...” “Ethnic Cleansing
in East-Jerusalem” bes. in Silhoan, (P.Findley, metimes 14.6.05.)
Auch in Nablus und Hebron wurden in den letzten Jahren („Operation Dornenfeld“) architektonische
Denkmäler des palästinensischen Kulturerbes zerstört. Es wurden so 1948/1967 auch Moscheen und Kirchen
zerstört, als Ruine stehen gelassen, als Warenlager, Ställe, Müllhalde oder ähnliches missbraucht (Benvenisti,
8.9.05). Über moslemischen Friedhöfen wurden Hotels u.a. gebaut ( Erich Fried: „Tel Aviv, Hilton“), Auf dem
alten mosl Mamilla-Friedhof in West-Jerusalem soll 2006 ein „Museum der Toleranz“ gebaut werden.... In Beirut (Pal.
Forschungszentrum,16.12.1982,) im Orienthaus, Jerusalem 2001, in Ministerien in Ramallah (2002) u. andern
Stellen wurden historische Dokumente der palästinensischen Geschichte, Landbesitzdokumente, u.a. vom isr.
Militär/Geheimdienst gestohlen, vielleicht auch vernichtet (Avnery 27.4.02: „es ging um die Zerstörung der pal.
Gesellschaft“).
Ich gewinne beim Anblick zerstörter alter pal. Häuser und Stadtvierteln ( u.a. das Mughrabiviertel an der
Klagemauer) , zerstörter Terrassenlandschaften, zerstörter alter Olivenbäume immer mehr den Eindruck, als
wollen die Zionisten die Erinnerung an die einheimische, ursprüngliche Bevölkerung auslöschen.
Effi Eitan (nach Haaretz 20.3.02): „Die Moscheen auf dem Tempelberg müssen abgerissen werden.“
Arabische Kinder in Schulen Israels lern(t)en kaum die wahre Geschichte ihres Volkes. 73 Erziehungsinstitute
wurden in den letzten Jahren teilweise oder ganz zerstört (NfW , .2005).
8. In Israels Gefängnissen sitzen Palästinenser zu Tausenden (z.Zt. ca. 10 000), etwa 650 000 saßen seit
1948 in Gefängnissen und Gefängnislagern. Die Gefangenen sind menschenunwürdig untergebracht und
werden unmenschlich behandelt, erhalten ungenügende Ernährung und haben keine ärztliche Versorgung
(erhalten keine Medikamente) Die israel. Liga für Menschen- und Bürgerrechte ( ILHCR) bezeichnete 1990
das Gefängnis Nafha in der Wüste Negev als „teuflisch und sadistisch“ und es scheint eher ein
„Eliminierungszentrum“ als ein Gefängnis zu sein. (s. auch Bericht der Menschenfreunde International,
Gesellschaft für Menschenrechte 16.4.05). Auch Frauen sind als politische Gefangene in unmenschlichen,
vernachlässigten, schmutzigen Räumen (voll toter Mäuse) ohne Luftzufuhr, ohne Licht im Tell Mond-
Gefängnis (nach WOfPP-Bericht 22.12.05) Es gibt kaum eine Familie, die nicht Mitglieder im Gefängnis hatte.
Sie sitzen nicht nur Monate lang ohne Urteil und Gerichtsbeschluss (Administrativhaft); die meisten wissen
gar nicht, warum sie dort sind: aus Sicherheitsgründen, wegen Steine-werfens, angeblicher Zugehörigkeit zu
einer Terror-Organisation, Aufzucht von Gemüsepflanzen, damit kein isr. Gemüse gekauft werden muss
(Beit Sahour 1989 - gewaltfreier !! Widerstand), Lesens eines Buches von Kanafani (Anton Shomali, Beit Sahour,
1985)....Viele werden gefoltert, es sind ja keine Menschen, man kann sie also unmenschlich behandeln (s.
B’tselem-Berichte, Felicia Langer). Man kann sie mit Folter auch unter Druck setzen, um sie zu
Kollaborateuren zu machen - dies ist nach F. Langer und B’tselem eine ganz normale Prozedur.
Und man kann sie so jahrelang daran hindern, Kinder zu zeugen. Ein ehemaliger Gefangener sagte mir
einmal, sie hätten das Gefühl - vielleicht besser - den Geschmack gehabt, dass in dem, was sie zu trinken
erhielten, etwas ist, das ihre Männlichkeit beeinträchtigt. Zur Folter gehört oft auch das Quetschen der
Genitalien. Mindestens einem mussten sie danach amputiert werden (Zwi Harel, Haaretz, 1.2.06):
182 Gefangene starben im Gefängnis. Tausende (85% der Gefangenen werden gefoltert) wurden durch den
unglaublich unmenschlichen Gefängnisaufenthalt, durch Folter und Psychoterror traumatisiert. Viele werden
schwer krank nach Jahren entlassen.
Bei gewaltfreien Demonstrationen ( z.B. Bilin) gefangen Genommene müssen, um entlassen zu werden,
unverschämt hohe Kautionen zahlen ( 10-15000 Scheckel) und das bei hoher Arbeitslosigkeit und Raub
alles dessen, was ihnen zum Leben blieb. Die Dörfer verarmen völlig. (ISM, 18.2.06)
Auch Kinder, Jugendliche sind im Gefängnis z.Zt. etwa 323. 95% von ihnen wegen Steine werfens (NfW
März, 2005). Auch sie werden gefoltert. Man stelle sich das nur vor!
Ob das dann nicht eine Brutstätte für „Terroristen“ ist? (vgl. Anschlag in Hadera am 26.10.05 durch einen
ehemaligen Gefangenen)
9. Man kann sie töten („shoot to kill!“) - täglich „nur“ einen oder ein paar - es sind ja nur Palästinenser,
die Amalekiter von heute - ein schreckliches Beispiel: „A soldier picks the 3 years-old, holds him overhead
and smashes him to the ground“ (vgl. Psalm 137,9) (Beit Lahiya, 3.3.88, PHRIC); und Scharfschützen dürfen
sie einfach abknallen; „executed in cold blood in their own homes“ (Aloni), sogar Kinder ( 700), da sie
angeblich eine (Spielzeug-)Waffe trugen, auf dem Schulweg, im Klassenraum waren, beim Taubenfüttern
von Scharfschützen und Undercover-einheiten, aus Hubschraubern, Panzern ...; durch „Bestätigung des
Tötens“ kann ein ganzes Magazin in einen Kinderkörper entleert werden (Khan Yunis, Okt. 2004). (Vgl.

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Gideon Levy: Schießplatz der IDF; 15.2.04 u.a.) vgl auch „Don’t worry - it’s just another Palestinian Child’s
death! (Defense for Children International, Leigh Brady 31.3.06). Chris Hedges ( New York Times)
schreibt über Erfahrungen im Gazastreifen:“... dass Soldaten Kinder wie Mäuse wie in eine Falle gelockt und
sich einen Spaß daraus gemacht haben, sie zu ermorden, das hatte ich noch nirgendwo gesehen“ .
Dr. Goldstein hat 29 betende Muslime in der Moschee zu Hebron erschossen, Febr.1994; am 20.5.90
wurden sieben auf Arbeit wartende Arbeiter in Rishon Le Zion absichtlich erschossen; am 8.10.90 gab es
ein Massaker auf dem Tempelberg - 17 Tote; während der 1. Intifada wurden etwa 1400 Palästinenser
getötet,(davon 235 Kinder) während der 2. Intifada (-März 2006) 3982, (B’tselem) davon 708 Kinder. Die
meisten laufen unter „Kollateralschäden“ - sie standen zum verkehrten Zeitpunkt am verkehrten Ort, aber
eben in Palästina. Man kann eine 1-Tonnenbombe in ein Wohngebiet abwerfen, um einen Gesuchten zu
treffen. Folge: 150 tote Zivilisten bes. viele Kinder (22.7.02 in Khan Yunis). Seit Herbst 2005 werden über
Gaza fliegende unbemannte Drohnen benützt, die Bomben auf Autos werfen, in denen angeblich Terroristen
sitzen - es ist außergerichtliche Todesstrafe - und immer erwischt es auch Zivilisten.
Man darf Napalm- und Splitterbomben abwerfen (am 2.12.75 Libanon, 107 Tote). Man darf gezielt töten -
also außergerichtliche Todesstrafe an angeblichen Terroristen (über 500 von 2000 - 2005) vollziehen. Im
Flüchtlingslager Jenin fand im April 2002 ein Massaker statt, die Zahl der Toten wurde verschleiert (nach T.
Reinhart ca. 200). In Nablus wurde(2002) eine 7 köpfige Familie mit einem Bulldozer unter den Trümmern
ihres Hauses begraben. Die Polizei darf in Galiläa im Oktober 2000 ungestraft 13 Leute erschießen, weil sie
an Demos teilgenommen und angeblich den Verkehr gestört hätten. (Siedler durften im August 2005 den
Verkehr ungestraft stören). Von einem Jungen weiß ich über dt. Freunde, die im selben Ort waren, dass er
auf einem Mäuerchen in Arrabe sitzend zuschaute und auf einmal von der Polizei angegriffen und aus
nächster Nähe - schon auf dem Boden liegend - erschossen wurde. Er gehörte zu „Seeds of Peace“ und hatte
dessen T-Shirt an. (Die Gerichtsverhandlungen dazu sind noch nicht abgeschlossen).
Ben Gurion im Mai 1948 zu seinem Generalstab: „We must use terror, assassination, intimidation,
landconfiscation and the cutting of all social services to rid Galiläaof its Arab population.” (aus Biographie
von Ben Gurion von Michael Ben Zohar, 1978 NY ).
Vergessen wir nicht die Massaker von 1948: in Deir Yassin (ca. 250 Tote) - nach Ilan Pappe noch 10
weitere Massaker 1948, nach dem pal. Historiker Dr. Abdel Jawad// auch Uri Milstein gab es 1948 in
anderen pal. Orten Dutzende von Massakern - später in Kafr Qassem 1956 (49 Tote ) - und das von Qibiya
1953 (über 60 Tote). „Maximize losses in life and property !“ war Sharons Befehl (nach Aloni)) und „in Rafah
tötete ich 750 mit einem Schlag“ soll Sharon in einem Interview mit General Merham 1956 gesagt haben; in
Sabra und Shatila 1982, (700- 2000 Tote) für die Sharon verantwortlich war. In Kana/ Libanon 1996 ca. 100
durch eine Granate. Im August 2005 tötet ein Siedler 4 Araber in Shafr’am, ein anderer bei Ramallah vier
seiner pal. Kollegen. Einfach so. Regt sich noch jemand darüber auf?
Vor Beginn des 1. irakischen Krieges im Januar 1991 sickerte aus Siedlerkreisen zur Peace- now-Gruppe
durch, dass eine Massenvertreibung vorbereitet werde, die LKWs schon bereit stünden - und schon
Massengräber vorbereitet wurden, weil man damit rechnet, dass dies mit einem Massaker verknüpft sein
wird...(9.1.91 The Other Front). Der Krieg verlief nicht so, wie man hoffte. Der Transfer fand nicht statt. Zu
Beginn des 2. Irakkriegs war dasselbe geplant. Vom israel. Geheimdienst drang dies zum dt. Geheimdienst
durch (20.3.03), auf Umwegen auch zu mir, die ich umgehend Uri Avnery telefonisch davon benachrichtigte,
der sofort den deutschen Journalisten H. H. (vom Spiegel) kontaktierte... so wurde es öffentlich und
vielleicht auch verhindert. Von „Massenvertreibung aus den Gebieten“, wenn sich die Öffentlichkeit auf
einen andern Teil der Welt konzentriert, sprach Benyamin Netanyahu schon am 24.6.82 in der Bar Ilan
Universität (isr. Zeitung Hotam). Über die Deportation aller Palästinenser wurde im Zusammenhang mit dem
Irakkrieg 2002 so offen gesprochen, dass die jordanische Regierung von der israelischen ein Dementi
verlangte. Sharon weigerte sich. (Haaretz- Magazine, Aluf Benn, 28.11.02).
Israel Shahak: „Jewish History, Jewish Religion“, 1994: S. 75 f. “ Murder and Genocide”: “...In war, when
our forces storm the enemy, they are allowed and even enjoined by the Halakhah to kill even good civilians
...” Eine Broschüre für Soldaten der Zentralregion (Westbank) von 1973.
Uris Davis, Ilan Pappe u.a. fürchteten (22.6.05), nach dem Abzug der Siedler einen von Sharon/Mofaz
provozierten palästinischer Terroranschlag, der mit „verstärktem Staatsterror und Massenmord“ im
Gazastreifen beantwortet würde.
Man vergleiche auch den B’tselem-Bericht vom März 2006: „Tödliche Zweideutigkeit“ (Lethal Ambiguity)
and „Killing Zones“ im Gazastreifen.
10. Die über 56 000 Verletzten und über 6000 auf Lebenszeit meist Behinderten habe ich noch nicht
erwähnt. 28 822 davon Kinder. Kaum einer erhält eine entsprechende medizinische oder psychologische
Behandlung oder Wiedergutmachung - sie sind eine lebenslange Last für ihre Familien.

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Auf Ambulanzen, von denen viele zerstört wurden, wird geschossen, Ambulanzen lässt man nicht zu
Verletzten/ Angeschossenen, man lässt sie verbluten. ( u.a. Bericht von IWPS vom 20.2.06 in Balata- FlüLa)
Es werden sogar Verletzte aus dem Krankenhaus geholt und ins Gefängnis gebracht. Die Versorgung der
Kranken in den Gefängnissen ist katastrophal.
Im Gazastreifen werden seit dem Abzug der Siedler (Sept.2005) als Kollektivstrafe 1,4 Millionen Menschen,
bes. Kinder, wochenlang Nacht für Nacht durch die Schallmauer durchbrechende Lärmbomben terrorisiert
und traumatisiert. 80% der Kinder im Gazastreifen seien traumatisiert - nach Psychiater Dr. Ejad Sarraj,
Gaza. Im Flüchtlingslager Deheishe würden 95 % der Kinder psychosoziale Probleme haben (IBDA,April)
06)
Psychoterror. Psychologen sagen, das ganze palästinensische Volk sei schwer traumatisiert - über
Selbstmord-Attentäter wundern sie sich schon lange nicht mehr. Psychologische Kriegsführung zur
Bewusstseinsschädigung wird systematisch durch speziell ausgebildete Truppen auf viele Weisen
durchgeführt bei Gefangenen, an den ca. 100 Checkpoints, um die Gesellschaft zu spalten, mit Flugblättern,
Brüllaktionen, Hightechlautsprechern (wie bei der Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem., 2002)...(
nach Artikel in Maariv vom 11.02.06).
Zusätzlich zur vielfachen Gewalt von israelischer Seite kommt die Gewalt in den palästinensischen Clans
und Familien, wo sich die frustrierten, gedemütigten Männer an ihren Frauen und Kindern und gegenseitig
abreagieren - so erfährt die palästinensische Gesellschaft zusätzlich eine interne Zerstörung. Hier liegt sicher
auch einer der Gründe zum Chaos im Gazastreifen. Nach 36 Jahren Besatzung ist die pal. Gesellschaft von
innen her zerstört.
11. Als letzte erwürgende Maßnahme kommt auf einem 50-100m breiten Streifen, die 8-14 m hohe bis
jetzt 275 km ( geplant sind 670km) lange sog. „Trennungs-Mauer/ Zaunanlage“ hinzu, die den
Palästinensern nicht nur etwa die Hälfte der 22% des verbliebenen Restpalästina wegnimmt, samt den für
Menschen und Tiere lebensnotwendigen Brunnen und Quellen nun westlich der Mauer und die allein bis
jetzt 1 halbe Million Olivenbäume zerstörte. die Bevölkerung wird in Reservate - nicht Bantustans -
eingesperrt. „Es ist nicht nur Apartheid - es ist schlimmer“, sagt Prof. Moshe Machover. Die Mauer trennt
nicht nur die Bauern von ihrem Land, ihren Brunnen und ihren Olivenbäumen, ihrer Lebensgrundlage,
Kranke und Schwangere werden von Ärzten und Krankenhäusern, Schüler, Studenten, Lehrer und Dozenten
von ihren Schulen und Universitäten, Arbeiter von ihren Arbeitsstellen, Christen und Muslime von ihren
Kirchen und Moscheen, Kinder von den Eltern/Großeltern, die Lebenden von den Toten (Friedhöfen); Pilger
und Touristen von den Heiligen Stätten und Hotels getrennt..... Der Gazastreifen ist schon jetzt das größte
Freiluftgefängnis mit 1,4 Mill. Bewohnern ohne Lufthoheit, ohne Flughafen, ohne Seehafen, ohne
Verbindung zur Westbank, ein streng kontrolliertes und schnell abzusperrendes Terminal nach Ägypten.
Hier darf sich eine durch die Besatzungsumstände tief gespaltene, traumatisierte, darum gewaltbereite,
frustrierte, verzweifelte und hungernde Bevölkerung dann nach der Zerstörung der Palästinensischen
Behörde in Demokratie üben ...
Der Strick um den Hals des palästinensischen Volkes - von dem ich schon 1992 in meinem 1. Buch schrieb,
wird nun in Gestalt der Mauer immer enger gezogen - wie lange kann so ein Volk am Leben bleiben, wie
lange dauert so das Sterben? Aus dem Raum Bethlehem seien in den vergangnen 5 Jahren ca. 5000
Menschen ausgewandert. Ist es Absicht, zunächst vor allem die Christen aus dem Raum Bethlehem und
Jerusalem zu vertreiben - und welche Absicht steckt dahinter? Ist das dann der „humane Transfer“, von
dem nirgendwo berichtet wird, der unsichtbar/unhörbar, ohne Explosionen vor sich geht? Das Leiden der
Betroffenen ist stumm und macht keine Schlagzeilen.
Vom Transfer/ von ethnischer Säuberung besonders betroffen sind die Menschen in über 70 Orten (242 000 -
10%) zwischen der Mauer und der Grünen Linie; und in über 150 Orten, die durch die Mauer/den Zaun,
Siedlerstraßen, Siedlungen den größten Teil ihres Landes verloren haben, besonders in den Orten Qalqilia,
Bethlehem, Hebron und Ost-Jerusalem. 15 000 Menschen seien schon “umgesiedelt“ worden. Es entsteht
eine neue Art von Flüchtlingen.
Ist nach all dem Dokumentierten hier noch verwunderlich, dass sich in den von Israel besetzten Gebieten
oder in arabisch-muslimischen Ländern extreme Gruppierungen bildeten, die mit Gewalt gegen Israel - und
gegen die USA als Unterstützer Israels - vorgehen? Nicht, dass ich Gewalt gegen Zivilisten rechtfertige -
ich lehne jedwede Gewalt gegen Zivilisten ab - auch gegen palästinensische durch Staatsterror.
Zur Frage des Widerstands s. auch S. 18 unter 5* Zitat von A. Lustiger über den (jüd.) Widerstand - hier gibt
es unglaubliche Parallelen. Und was für die einen gilt - sollte dies für andere Widerstandkämpfer nicht auch
gelten? Wenn die einen Wiederstandskämpfer sind - warum sind die andern Terroristen?