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Action des „Femmes en Noir“ autrichiennes

Brief der Frauen in Schwarz, Wien, an Ihre österreichische Kollegin

von Paula Abrams-Hourani

Donnerstag 5. Juli 2007

FRAUEN IN SCHWARZ (WIEN)
Kirchengasse 24/19, 1070 Wien
womeninblack-vienna@gmx.net
www.fraueninschwarz.at

Frau Bundesministerin
Dr. Ursula Plassnik
BM für Auswärtige Angelegenheiten
Minoritenplatz 8
1014 Wien
5. Juli 2007

Sehr geehrte Frau Bundesministerin!

Wir sind zutiefst beunruhigt über Berichte bezüglich der Tausende am Rafah-Grenzübergang blockierten PalästinenserInnen ohne humanitäre Hilfe auf dem Weg von Ägypten nach Gaza. Eine 31jährige Mutter von 5 Kindern ist bereits unter der großen Hitze gestorben.

Luisa Morgantini, die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, sagt in ihrer kürzlichen Presseaussendung:
“4000 Menschen, Alte und Kranke, Kinder, Frauen und Männer stecken gerade an der Rafah-Grenze fest, am Übergang zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. Sie warten dort unter der brennenden Sonne bei 42 Grad, sind ohne Geld und haben kaum Wasser und Lebensmittel.

Diese 4000 Menschen erhalten keine humanitäre Hilfe, keinen Beistand von internationalen Organisationen oder von der ägyptischen Regierung. Die hygienische und logistische Situation ist völlig ungenügend, besonders da sich in der Gruppe eine Menge kranker Leute befinden, die aus ägyptischen Krankenhäusern kommen und nun versuchen nach Hause zurück zu kommen.
Diejenigen, die es sich leisten können, verbringen ihre Nächte in sehr teuren Hotels, andere sind sich völlig selbst überlassen und haben auch keine Mittel, Medizin zu kaufen.

Nachdem sich Israel im September 2005 aus dem Gazastreifen zurückgezogen hat, wurde die Grenze von der palästinensischen Behörde mit Unterstützung von 70 europäischen Beobachtern kontrolliert.
Seit Juni 2006, als der israelische Soldat Gilad Shalit in Gaza gekidnappt wurde, genehmigt Israel die Öffnung der Grenze nur an 74 Tagen im Jahr.
Nach den kürzlich erfolgten inner-palästinensischen Zusammenstößen, die mit einem Sieg der Hamas in Gaza endeten, entschied sich Israel, die Krise noch zu verschlimmern durch willkürliche Überfälle im Gazastreifen und Schließung der Grenzübergänge für Menschen und Waren.
Diese Situation muss beendet werden. Die Ägypter erklären sich bereit, die Grenze zu öffnen – dem einzigen Weg in den Rest der Welt für anderthalb Millionen in Gaza lebende Palästinenser – doch nur dann, wenn die mit der Beaufsichtigung beauftragten Europäer zurückkehren. Genau wie Israel hat die internationale Gemeinschaft völlig ignoriert, dass dort mehrere tausend Menschen seit 14 Tagen unter verzweifelten Bedingungen leben.“ -

Darüber hinaus greift die israelische Armee ständig den Gazastreifen mit Bombardements und Überfällen an. Auf diese Weise werden wieder viele unschuldige und unbewaffnete ZivilistInnen getötet und verwundet.

Wenn wir uns vor Augen führen, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Besetzten Gebiete unter 18 Jahre alt ist, muss nicht betont werden, dass gerade Kinder vielfach die Opfer dieser beispiellosen Behandlung sind.

Wir rufen die EU und die ganze internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die israelische Regierung auszuüben, sofort alle Grenzübergänge zum Gazastreifen zu öffnen, in dem palästinensische ZivilistInnen willkürlich und einseitig eingesperrt und gezwungen sind, ohne Lebensmittel und Wasser und mit einem am Rande des Kollaps stehenden Gesundheitssystem zu überleben.

Die ‚Frauen in Schwarz (Wien)’ - Teil einer weltweiten Bewegung von Frauen für Frieden - haben seit über sechs Jahren gegen die israelische Besatzung palästinensischen Landes protestiert und regelmäßig Mahnwachen abgehalten, um die österreichische Bevölkerung über die verzweifelte Situation der unter dieser Okkupation lebenden PalästinenserInnen zu informieren.

Ich ersuche Sie, sehr geehrte Frau Bundesministerin, alles in Ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um Israel zur sofortigen Beendigung der Abriegelung des Gaza-Streifens zu veranlassen und von Israel die Einhaltung des in der Vierten Genfer Konvention verbrieften Rechts auf Bewegungsfreiheit einzumahnen, und somit den Ausbruch einer humanitären Katastrophe im Gaza-Streifen zu verhindern. Darüber hinaus verleihen wir unserer Hoffnung Ausdruck, dass internationaler Schutz auch für die Besetzten palästinensischen Gebiete beschlossen werden möge.

Es ist die Überzeugung von ‚Frauen in Schwarz (Wien)’, dass nur eine vollständige Beendigung der israelischen Besatzung palästinensischen Landes zu einem dauerhaften Frieden führen wird.

Mit bestem Dank für Ihre Bemühungen zeichne ich
mit freundlichem Gruß,

Paula Abrams-Hourani
für: Frauen in Schwarz (Wien)