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Opinion d’Outre-Rhin

„Blair ist einseitig festgelegt“

vom Harald Moritz Bock,

Sonntag 1. Juli 2007

Harald Moritz Bock,
Mitgründer der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, fürchtet, dass Tony Blair als Nahostgesandter scheitert.
Blair soll den Friedensprozess in Nahost wiederbeleben.

Ist er der Richtige?

Ich befürchte, nein. Blair ist einseitig festgelegt. Als britischer Premier hätte er viele Möglichkeiten gehabt, in dieser Auseinandersetzung konfliktlösende Impulse zu geben. Er ist leider bei all seinen positiven Seiten nicht Willens, sich von dem großen Schatten der USA zu lösen oder die Konfrontationen mit Israel zu wagen.

Glauben Sie nicht, er könnte in seiner neuen Arbeit aufgehen und Erfolg haben?

Ich hoffe es ja. Er könnte dort natürlich Einfluss haben. Aber jemand, der von der arabischen Seite total abgelehnt wird, erscheint mir nicht als der geeignete Vermittler.

Wer wäre der Richtige?

Es müsste jemand sein, der die Zustimmung des Quartetts und beider Parteien hat. Warum nicht Gerhard Schröder? Er hat mit seiner Nahostpolitik versucht, ausgleichend zu wirken. Das wäre sicher eine Aufgabe, an der sich Schröder die Zähne ausbeißen könnte.

Würde sich jeder die Zähne ausbeißen an diesem Konflikt, oder Tony Blair besonders?

Blair hat das Vertrauen Amerikas, nicht der Araber. Doch der Schlüssel zu dem Konflikt liegt in Amerika. Die USA müssen Israel fühlen lassen, dass diese Politik der Ablehnung aller Beschlüsse der Vereinten Nationen nicht zielführend ist.

Müssten die Araber nicht umdenken und sich auf Blair als Vermittler einstellen?

Die arabischen Staaten können es sich nicht leisten, jetzt zu sagen: Wir schlucken alles, was der Westen uns vorsetzt. Das halten sie gegenüber ihren Massen nicht durch.

Tony Blair hat für die 2-Staaten-Lösung plädiert. Sieht es nicht eher nach einer 3-Staaten-Lösung aus?

Ich glaube nicht mehr an die zwei Staaten. Restpalästina ist nur noch ein durchlöcherter Käse. In Israel und im Westjordanland gibt es große Minderheiten der jeweils anderen Seite. Es spricht alles für einen Staat, für eine Art nahöstliche Schweiz, in der Juden wie Araber zusammenleben. Das setzt aber ein Umdenken auf allen Seiten voraus.