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Zu jW vom 19. Dezember: »Expansion der Waffen«

Zehn Regeln, damit der »Krieg gegen Terrorismus« noch lange währt

Danke Ellen Rohlfs

Montag 25. Dezember 2006

http://www.jungewelt.de/2006/12-23/004.php
23.12.2006 / Rat & Tat / Seite 14
Aus Leserbriefen an die Redaktion

Zehn Regeln

1. Man folge dem angeblich »göttlichen Auftrag«: aller Welt Freiheit und Demokratie zu bringen, vielleicht auch noch »Land zu erlösen« und global das Böse - den Terrorismus - zu bekämpfen.

2. Man teile die Welt in gute und böse Staaten ein (die guten auf unserer Seite - mit Nuklearwaffen) und die Schurkenstaaten (auf der andern Seite, die sich seltsamerweise auch um Nuklearwaffen bemühen).

3. Man unterstütze die Rüstungsindustrie, besonders die der USA und ihrer Verbündeten, auch U-Boot-Bau in der BRD. Sie bringt die dringend notwendigen Arbeitsplätze, und bei Anwendung ihrer Produkte sorgt sie für die Zerstörung der Umwelt, für die Geburt schwer mißgebildeter Kinder und unzählige unschuldige zivile Tote und Verletzte. (vgl. Rüstungsexportbericht vom 19.12.06.in jW)

4. Man überfalle präventiv arabisch-muslimische Staaten, um Diktatoren abzusetzen, angebliche »Terrornester« zu eliminieren und die angebliche Herstellung von Massenvernichtungswaffen zu verhindern.

5. Man verwende - wenn die Herrscher dieser »Schurkenstaaten« diese Lektion noch nicht verstanden haben - doppelte Gewalt und Kollektivstrafen, bestrafe die ganze Bevölkerung - ohne Rücksicht auf Frauen und Kinder und Alte.

6. Man mache der eigenen Bevölkerung den »Kreuzzug« gegen das Böse schmackhaft: Man verteidige ja nur die eigene Sicherheit, die Freiheit und die eigenen Werte (welche denn?). Man verheimliche ihr die Kriegskosten, die Anzahl der Kriegstoten und der eigenen Verletzten mit bleibenden Schäden.

7. Man tue alles, damit die Welt möglichst nichts von dem erfährt, was während des »Kreuzzugs« oder bei Operationen - mit klangvollen, aber perversen Namen - im überfallenen Land wirklich geschieht. Nur »eingebettete« Journalisten dürfen berichten - andere versucht man fernzuhalten oder irgendwie zum Schweigen zu bringen.

8. Man provoziere sogenannte Gegner, die partout keinen Gewaltakt begehen wollen, so lange, bis sie zurückschlagen. Nun kann die längst bis ins kleinste geplante Großoffensive mit voller militärischer Stärke auch gegen Zivilisten begonnen werden.

9. Man behandle Terroristen, da sie keine Menschen, also auch keine Verhandlungspartner, sind , unmenschlich; man kann sie verhaften, in entfernte Gefängnislager bringen, foltern oder einfach abschießen... (die Toten der andern Seite - ob Kinder oder Frauen - sind Kollateralschäden - sie werden nicht gezählt.)

10. Man schaffe also einseitig neue Tatsachen, z. B. neue Grenzen, man stelle neue Marionettenregime auf und hält dabei die Hand fest auf dem Ölhahn, wo anders auf Land und Wasser.

Wenn man sich strikt an diese Regeln hält, wird die Rüstungsindustrie weiter für Arbeitsplätze sorgen; denn der Terror geht garantiert weiter, ja, er wird sich global über viele Länder der Welt verbreiten, denn jeden Tag werden aufgrund des Staatsterrors mehrerer Staaten unzählige neue Terroristen nachwachsen. Denn der Staatsterror vermehrt Haß und Zorn, die Wut und Perspektivlosigkeit, die vielseitige Not der jungen, schwer traumatisierten Menschen und läßt ihnen nur noch den Ausweg des Widerstandes und des Terrors.(...)

Ellen Rohlfs, E-Mail