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Affaire, plus que jamais à suivre

„Affaire HARIRI“ on commence à comprendre le silence !

Article du „Junge Welt“

Sonnabend 22. April 2006

11.04.2006 / Interview / Seite 2

»Es gibt keinen Beweis für die syrische Spur«

Recherchen zum Mordfall Hariri und neue Erkenntnisse über US-amerikanische oder israelische Drahtzieher. Ein Gespräch mit Jürgen Cain Külbel

Jürgen Cain Külbel hat in der DDR Kriminalistik studiert und in diesem Beruf 15 Jahre gearbeitet. Aktuell ist das Buch »Die Mordakte Hariri - unterdrückte Spuren im Libanon (Kai Homilius Verlag) von ihm erschienen

F: Ihr gerade erschienenes Buch handelt von einem einzelnenMordfall im Libanon. Was ist daran so wichtig?

Unbekannte Attentäter jagten am 14. Februar 2005 die
Fahrzeugkolonne des ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri in Beirut in die Luft. Das war der Auftakt zu einer großangelegten Destabilisierung des gesamten Libanon - die sogenannte Zedernrevolution - und zu weitergehenden Drohungen gegen den Nachbarstaat Syrien seitens der USA und ihrer Verbündeten. Ein
Regime-Change in Damaskus steht seit langem auf der Agenda der Neokonservativen in Washington.
F: Aber eine von der UNO eingesetzte Untersuchungskommission hat doch nachgewiesen, daß die syrische Regierung den ihr mißliebigen Hariri beseitigen ließ, oder?

Die Schuldzuweisung an Syrien kam von der Bush-Regierung, noch bevor die Leiche kalt war. Und die UN-Untersuchungskommission hat das tatsächlich bestätigt. Doch die Sache ist oberfaul. Es gibtkeinen Beweis für die syrische Spur. UN-Generalsekretär Kofi Annan
konnte Anfang 2005 gerade mal den eigenen Hintern und Posten retten; sein Sohn war massiv in den Oil-For-Food-Skandal verwickelt, es ging um korrupte Geschäfte mit irakischem Öl.
Natürlich war Annan dadurch erpreßbar geworden, und er spurte gegenüber den Amerikanern wie ein unterwürfiger Dackel: Eifrig installierte er seine sonderbare UN-Kommission in Beirut, um den Mord aufzuklären. Den Ermittlern injizierte er ins Hirn, »der syrischen Spur« nachzugehen - und nur dieser Spur. Pikant: Carla
del Ponte, Chefanklägerin gegen Slobodan Milosevic in Den Haag, schlug ihren Freund, den deutschen Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis, als Chef der UN-Kommission vor. Mehlis erledigte die Drecksarbeit - er war der geeignete Mann dafür - und fabrizierte zwei schwammige Reporte, in denen gekaufte, erpreßte oder mutmaßlich gefolterte
Belastungszeugen gegen die Syrer zu Wort kamen. Als diese Zeugen ihre Aussagen später zurückzogen, stand Mehlis ziemlich blöd mit seinem Lügengebäude vor der Weltöffentlichkeit. Geschadet hat es ihm nicht: Am 29. März erhielt Mehlis von Bundespräsident Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse »für sein Wirken bei der
Bekämpfung international agierender terroristischer Gewalttäter«.

F: Was sind denn nun Ihre wichtigsten Erkenntnisse über den Mord?

Das Interessanteste: Die Störsender des Konvois von Hariri versagten während des Attentates völlig. Ohne diesen Defekt hätte der Anschlag nicht klappen können, denn ihre Elektronik ist eigentlich in der Lage, Handyfernzündungen von Bomben zu verhindern. Der Defekt ist umso bemerkenswerter, als die Geräte vor und während des Anschlages aktiv waren, eines sogar noch danach.

Lieferant dieser Technik war eine israelische Firma. Diese Tatsache, die im Bericht der UN-Kommission verschwiegen wird,konnte ich zweifelsfrei recherchieren: Ich sprach mit einem der Inhaber der Lieferfirma - übrigens ein ehemaliger Mitarbeiter des israelischen Militärgeheimdienstes.

F: Und die Hintermänner?

Es gibt einen Sumpf aus US-amerikanischenNeokonservativen,rechtsradikalen Israelis und libanesischen Exilpolitikern, dieschon seit Jahren an einem Umsturz in Beirut arbeiten. Mit einigen von ihnen konnte ich direkt sprechen. Als Höhepunkte meiner Recherche möchte ich die Interviews mit dem Chef des »United States
Committee for a Free Lebanon (USCFL)«, dem in den USA lebenden Banker Ziad K. Abdelnour, bezeichnen. Das Komitee hatte Hariri auf die Abschußliste gesetzt, und Abdelnour arbeitet seit Jahren mit Leuten aus der US-Administration und den berüchtigten Neokonservativen zusammen; er ist ein enger Verbündeter von Richard Perle und dem Araberhasser Daniel Pipes. Abdelnour spielt sozusagen gegen Syrien die Rolle, die Ahmed Chalabi gegen den Irak gespielt hat: im Auftrag der USA Kriegsvorwände zu erfinden.

Interview: Jürgen Elsässer
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