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Buchempfehlung: Empört Euch! - von Stéphane Hessel

Empört Euch! Ein Aufruf, der die Welt bewegt!

Jeudi, 10 février 2011 - b21h06

Donnerstag 10. Februar 2011

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Mit eindringlichen Worten ruft Stéphane Hessel zum friedlichen Widerstand gegen die Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft auf. Gegen die Diktatur des Finanzkapitalismus, gegen die Unterdrückung von Minderheiten, gegen die ökologische Zerstörung unseres Planeten.

»93 Jahre. Das ist schon wie die allerletzte Etappe. Wie lange noch bis zum Ende? Die letzte Gelegenheit, die Nachkommenden teilhaben zu lassen an der Erfahrung, aus der mein politisches Engagement erwachsen ist.« Stéphane Hessels Streitschrift bewegt die Welt.

Der gebürtige Berliner war Mitglied der Résistance, hat das KZ Buchenwald überlebt und ist einer der Mitautoren der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen.

Mit emphatischen Worten ruft der ehemalige französische Diplomat zum friedlichen Widerstand gegen die Unzulänglichkeiten unserer Gesellschaft auf. Er beklagt, dass der Finanzkapitalismus die Werte der Zivilisation bedroht und den Lauf der Welt diktiert.

Er prangert die Lage der Menschenrechte an, kritisiert die Umweltzerstörung auf unserem Planeten und verurteilt die Politik Israels im Gaza-Streifen als Demütigung der Palästinenser.

Stéphane Hessel ist das Gewissen der westlichen Welt und »Frankreichs Rebell der Stunde« (FAZ).

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Stéphane Hessel

Empört Euch!
Übersetzung: Aus dem Französischen von Michael Kogon

Originaltitel: Indignez-vous!

32 Seiten

Paperback

Euro 3.99, sFr. 7.40

ISBN: 10.3550088833

Von REDAKTION, 7. Februar 2011 - http://www.hintergrund.de
Der Stoff, aus dem Bestseller gemacht werden, unterscheidet sich offenbar von Land zu Land. Während hierzulande ein kaltschnäuziger Beamter und SPD-Parteisoldat mit biologistischen Anwürfen gegen unterstützungsbedürftige Menschen und Einwanderer Kasse macht, landet in Frankreich zur gleichen Zeit ein KZ-Überlebender und Resistánce-Kämpfer mit den entgegengesetzten Forderungen innerhalb nur weniger Tage einen Millionenerfolg.

Der 1917 in Berlin geborene Stéphane Hessel plädiert in seiner Flugschrift „Indignez-vous!“ (Empört euch!) gegen die Herrschaft des Kapitals und für den Aufstand der Bürger gegen die Mächtigen in Wirtschaft und Staat. Damit bescherte er unserem Nachbarland im vergangenen Herbst den kulturellen Aufreger des Jahres.

„Wir alle sind aufgerufen, unsere Gesellschaft so zu bewahren, dass wir stolz auf sie sein können“, ruft Hessel seinen Lesern zu. Wenn die Reichen die Medien beherrschen, die Schere zwischen Arm und Reich sich immer weiter öffnet, dann sei Widerstand angesagt. Nie sei die Macht des Geldes „so groß, so anmaßend, so egoistisch“ gewesen. „Das gesamte Fundament der sozialen Errungenschaften der Résistance steht heute auf dem Spiel.“ (1)

Tiefgründig ist die Analyse des 93jährigen, der den Philosophen Jean-Paul Sartre schon 1939 in Paris kennenlernte: „Man wagt uns zu sagen, der Staat könne die Kosten dieser sozialen Errungenschaften nicht mehr tragen. Aber wie kann heute das Geld fehlen, da doch die Produktion seit der Befreiung beträchtlich gewachsen ist, während Europa damals in Trümmern lag?“ (2) Und weiter: „Die inzwischen privatisierten Banken kümmern sich nur noch um ihre Dividenden und die gewaltigen Einkommen ihrer leitenden Manager, aber nicht um das Gemeinwohl. Noch nie hat man den Wettlauf ums Geld, die Konkurrenz, so sehr ermuntert.“ (3)

Der Sohn des Dichters Franz Hessel (1880-1941) fordert, „die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Geistesleben und die ganze Gesellschaft dürfen nicht abdanken und sich von der Diktatur der internationalen Finanzmärkte beeindrucken lassen, die den Frieden und die Demokratie bedrohen.“ (4) Den jungen Menschen sagt er: „Schaut euch um, dann werdet ihr die Themen finden, die eure Empörung rechtfertigen – die Behandlung der Immigranten, der Illegalen, der Sinti und Roma.“ (5)

Worin aber liegt der außerordentliche Erfolg von Hessels Buch begründet? „Ich glaube, viele Franzosen haben genug von diesen Pariser Intellektuellen, die sich zu allem äußern, sich aber nicht engagieren“, sagte Sylvie Crossman, eine der Mitbegründerinnen des Verlags „Indigène éditions“ in Montpellier. Dort ist Hessels Schrift im vergangenen Herbst anscheinend genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen. Millionen von Franzosen gingen in dieser Zeit auf die Straße und streikten gegen die Rentenform.

Scharf angegriffen wurde Hessel für seine Äußerungen zur Lage in Nahost. Weil er auf der Grundlage des Gaza-Berichts des Juristen Richard

Goldstone den Staat Israel anklagt, die Palästinenser in einem Gefängnis unter freiem Himmel zu halten, wurde eine Veranstaltung mit Hessel an der Pariser Eliteschule École Normale Supérieure (ENS) abgesagt. Laut FAZ: „Von höchster Stelle: auf Anordnung der Ministerin Valérie Pécresse, der die Universitäten unterstehen. Und auf Antrag des Zentralrats der französischen Juden (Crif).“ (6)

Die konservative deutsche Zeitung kommentierte: „Das Verbot der Veranstaltung zeugt vom giftigen Klima in Frankreich. Einerseits hat derwohltuende Aufschrei der kleinen Streitschrift eine kollektive Gesinnungsdemonstration ausgelöst, die von der französischen Öffentlichkeit in den Dimensionen eines gesellschaftlichen Massenphänomens zelebriert wird. Andererseits ist diese Öffentlichkeit zu einer rationalen Debatte kaum noch fähig. Die Panik im Regierungslager hat mit Hessels Popularität und Parteinahme für die Sozialistin Martine Aubry und gegen Sarkozy zu tun.“ (7)

In Deutschland wird von Seiten der sogenannten Antideutschen gegen Hessel Stimmung gemacht. Auf der Internetplattform Politically Incorrect wirft man ihm „gute alte Bolschewistenart“ vor. (8)

„In Frankreich wurde ein Buch der Hoffnung zum Bestseller. In Deutschland ein Buch der Niedertracht. Wie kommt es, dass die deutsche Empörung etwas Böses hat und die französische etwas Befreiendes? Wie kommt es, dass die Franzosen Stéphane Hessel haben und wir Thilo Sarrazin?“, fragte Freitag-Herausgeber Jakob Augstein schon vor einer Weile. (9) Immerhin besteht nun die Chance, dass die deutschen Leser gegenüber den französischen in Sachen demokratischer Lektüre die Aufholjagd beginnen.

Denn an diesem Dienstag (8. Februar) erscheint das schmale, nur 30 Seiten starke Buch von Hessel für knapp vier Euro in Deutschland in einer Erstauflage von 50.000 Stück im Ullstein-Verlag. Es bleibt abzuwarten, ob Hessel auch in Deutschland den Nerv der Leser zu treffen vermag.