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Skandal

Mossad arbeitet mit deutschen Pässen

berichtete ein ehemaliger leitender Mitarbeiter des BND

Mittwoch 18. Januar 2006

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ERSTELLT 13.01.06, 11:05h, AKTUALISIERT 13.01.06, 11:13h
Frankfurt/Main -

Der Bundesnachrichtendienst (BND) unterstützt nach ddp-Informationen den israelischen Geheimdienst Mossad bei der Tarnung von Agenten im Ausland. Der BND statte Agenten des Mossad mit deutschen Personalpapieren aus, berichtete ein ehemaliger leitender Mitarbeiter des BND dem Deutschen Depeschendienst (ddp).

Nach diesen Angaben tarnen sich israelische Agenten bei heiklen Einsätzen in nahöstlichen Krisengebieten auch mit deutschen Reisepässen und deutschen Legenden. Derzeit benutze der Mossad deutsche Reisedokumente etwa bei Einsätzen in der Islamischen Republik Iran. Dabei geht es unter anderem um eine Vorbereitung möglicher Luftangriffe auf iranische Ziele, wie sie von der israelischen Führung im Atomstreit mit Teheran offiziell nicht mehr ausgeschlossen werden.

„Mitarbeiter des Mossad bekommen für solche Einsätze zunehmend auch deutsche Legenden“, sagte der ehemalige ranghohe Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes. Dabei habe der BND keinen Einfluss darauf, bei welchen geheimdienstlichen Operationen der Mossad deutsche Dokumente einsetze. „Die Ursprünge dieser Praxis gehen noch auf den BND-Gründer Reinhard Gehlen zurück. Seit dem 11. September 2001 ist die Zahl solcher Fälle allerdings sprunghaft gestiegen.“

Ein Sprecher des Bundesnachrichtendienstes sagte ddp: „Natürlich gibt es eine Kooperation auch mit dem Mossad. Aber zu irgendwelchen Dokumenten, die da möglicherweise weitergegeben werden, nehmen wir keine Stellung.“

Während der Mossad in den 90er Jahren meist Reisepässe aus Kanada und Neuseeland für geheime Aktionen „auf feindlichem Gebiet“ genutzt habe, seien die Begehrlichkeiten nach deutschen Tarnpapieren gestiegen, weil mehrere Aktionen mit illegal erworbenen Papieren anderer befreundeter Staaten öffentlich bekannt geworden seien. Die deutschen Papiere seien Duplikate von Deutschen, die mit großer Wahrscheinlichkeit nie ihre Heimat verlassen werden und von der „Zweitverwertung ihrer Identität keine Kenntnis“ haben.
Mit solchen Ausweisen könnten Mitarbeiter des Mossad im Einsatzgebiet „lange Zeit unverdächtig arbeiten“, hieß es. Früher habe der Mossad Identitäten Verstorbener benutzt. Das sei im Computerzeitalter vor dem Hintergrund der Geschwindigkeit des Datenaustausches „nicht mehr möglich“. Die Verwendung von Duplikaten (etwa Ausweisen, Führerscheinen und Geburtsurkunden) falle nicht auf, wenn die betroffenen Deutschen sorgsam ausgesucht wurden und „Kerneuropa nie verlassen“.

Ob die Parlamentarische Kontrollkommission (PKK) des Bundestages über diese Fälle informiert wird, ist nicht bekannt. Eine Stellungnahme von Mitarbeitern des Gremiums war zunächst nicht zu erhalten. (ddp)