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Die Karawane des Rechts hat auf ihrer Reise Spuren hinterlassen

Ein neues Konzept von Bürgeraktion

Beachtliche unmittelbare und mittelbare Auswirkungen

Sonnabend 27. August 2005

Von Michel Flament, Koordinator

Vom 2. August 2005 und vom 5. Juli bis zum 1. August 2005, dem Berichtszeitraum für die Reise der Karawane des Rechts
wurden mehr als 380 Communiques, Presseartikel oder Agenturdepeschen aus folgenden Ländern registriert: Frankreich,
Italien, Spanien, Deutschland, Belgien, Niederlande, Schweiz, Griechenland, Luxemburg, Polen, Dänemark, Schweden, Bulgarien,
Serbien, Türkei, Syrien, Jordanien, Kanada, USA, Russland und Marokko. Eine umfangreichere Untersuchung ist in Arbeit, deren
Ergebnis wird auf eine außerordentlich erfolgreiche Medienwirkung hinauslaufen.
Des Weiteren wurden mehr als 60 Interviews bei verschiedenen Fernsehsendern gegeben, darunter eine direkt, landesweit und
über Satellit in die Welt ausgestrahlte 35-minütige Konferenzschaltung mit Gusch-Schalom in Tel-Aviv und einem Vertreter der
palästinensischen Autorität in Ramallah durch einen führenden türkischen Sender. Die Zahl der Rundfunk-Interviews für regionale
und nationale Rundfunkanstalten kann nur geschätzt werden, derart gefordert waren Teilnehmer der Karawane.
Mehrere hundert Filme wurden auf Filmrollen festgehalten. Diese sind zurzeit bei einem Produzenten/Monteur zum „Entwirren“ in
Bearbeitung, der, voraussichtlich beim kommenden Film-Festival in Cannes präsentiert wird. Die Bilder sind von exzellenter
Qualität und der Film verspricht dem zu entsprechen.
134 Bürgerinnen und Bürger aus 18 verschiedenen Nationen wurden Zeuge von Ereignissen, welche die Passage der ganzen
Karawane ausgezeichnet haben. Sie sind darum alle unzweifelhaft Zeugen der durchlebten Situationen.
Was die wichtigsten Ziele angeht, die sich die Karawane gesetzt hatte, so sind alle erreicht, wenn nicht im hohen Maße übertroffen
worden. Die wichtigsten seien genannt:
1. Eine möglichst große Anzahl von Ländern sollten durchfahren werden, mit Kontakten zu der jeweiligen Bevölkerung, zu
Organisationen und angetroffenen Verantwortlichen, um das Augenmerk auf die unerträgliche Situation zu lenken, unter
der das palästinensische Volk leidet und auf die andauernden Verletzungen des Völkerrechts, verantwortet von der
israelischen Regierung und seiner Besatzungsarmee, seiner Polizei und anderweitigen untergeordneten
Verwaltungsstellen.
Folgende Länder wurden durchfahren und somit informiert: Frankreich, Deutschland, Schweiz, Italien, Kroatien, Serbien,
Bulgarien, Türkei, Syrien, Jordanien, auf der Rückreise die gleichen, zusätzlich Griechenland. Unser Einreiseverbot,
entschieden durch das israelische Verteidigungsministerium hat im besetzten Palästina wie auch in Israel zu zahlreichen
Artikeln, Pressekonferenzen, Kommentaren und öffentlichen israelisch-palästinensischen Demonstrationen geführt.
Zurück in Europa haben die Informationen über die schlechte Behandlung von Teilnehmern der Karawane, einschließlich
von körperlich Behinderten und Kindern, durch die israelische Armee einen Akzent geworfen auf die brutalen und
entmenschlichenden Methoden, tagtäglich angewandt durch die Vertreter der „öffentlichen Ordnung“ Israels.
2. den Versuch zu unternehmen, das besetzte Palästina zu „betreten“, ausgerüstet mit allen dazu nötigen Dokumenten -
In perfekter Übereinstimmung mit dem israelischen Gesetz, das Israel in diesen Gebieten anzuwenden beansprucht.
Ziel dieses Schrittes: Zeugnis abzulegen von der Situation der Rechtlosigkeit innerhalb derer der israelische Besatzer
seine Beherrschung In den „besetzten Gebieten“ im Westjordanland und im Gaza-Streifen ausübt. Ein gewisser Erfolg,
l14 Karawaniers (und ein Auto) konnten auf anderem Weg in das Westjordanland und nach Israel gelangen, ihnen allein
war es möglich, einen großen Teil unserer erhofften palästinensischen und israelischen Gesprächspartner zu treffen. Sie
konnten, sei es in Jerusalem, sei es in den anderen Gebieten, die zahlreichen täglichen illegalen Handlungen durch die
Besatzungsarmee, wie auch die immer deutlicher werdende Auswirkung der Mauer und der „Siedlungen“ konstatieren.
Im Wesentlichen ein Erfolg, denn die Abweisung der Karawane des Rechts an der Grenze, der Eindruck eines Stempels
zum Verbot der Einreise innerhalb von 5 Jahren liefert einmal mehr den Beweis für die andauernde Illegalität, in der sich
die israelische Regierung bewegt. Dies gegenüber mehr als 60 Bürgern verschiedener Staaten, die sich rechtsmäßig an
der Grenze eines Landes präsentierten, dessen Territorium es illegaler Weise besetzt hält, um dort, auch dies, die völlig
unberechtigte Rolle der Grenzpolizei ausübt.
3. mit palästinensischen Flüchtlingen in verschiedenen durchreisten Ländern zusammen zu treffen. Diese Begegnungen
wurden zu wahren Offenbarungen für zahlreiche Teilnehmer, die oft noch unzureichend über sie wirkliche Situation der
Palästinenser iim Exil informiert waren. Diese Treffen haben uns von der Notwendigkeit des Rechts auf Rückkehr in ihre
angestammte Heimat überzeugt, mehr denn je ein Hauptanliegen der Mehrzahl der Palästinenser, innerhalb und
außerhalb der Grenzen Palästinas. Dieser Sorge, oftmals an letzter Stelle aller Anliegen zur Bedingung der Besatzung
und der Forderung nach dem Verschwinden der „Siedlungen“ der Palästinenser genannt, muss neuer Raum gegeben
werden und betrifft einen essentiellen, keinesfalls sekundären Punkt zur Lösung des anhaltenden Konfliktes. Die
Lebensmöglichkeit für die Flüchtlinge in den verschiedenen Ländern unterscheiden sich erheblich und Syrien ist, in
dieser Hinsicht, als gutes Beispiel zu nennen für die Gastfreundschaft, die es gegenüber den Hunderttausenden von
Flüchtlingen auf seinem Boden - bei sehr guter Nachbarschaft zur eigenen Bevölkerung - unter Beweis stellt.
4. den Golan besuchen und sich vor Ort über das zerstörerische Verhalten der israelischen Streitkräfte anlässlich ihrer
Besatzung über diesen Teil syrischen Gebiets (1967 besetzt und 1981 annektiert) bewusst zu werden. Beim Anblick
von total zerstörten Städten und Dörfern (insgesamt 127, darunter die ehedem blühende syrische Provinzstadt Kuneitra)
erleiden die Karawaniers als Zeugen einen Realitätsschock und verstehen durch diesen zusätzlichen, mit Händen
greifbaren Beweis die expansionistische, kolonialistische, brutale und aller internationaler Legalität entblößte Politik der
seit Jahrzehnten aufeinander folgenden Regierungen Israels.
5. die existierenden Netzwerke intensivieren: durch den persönlichen Kontakt zwischen den Interessierten, bisher
unzureichend zwischen den Menschen und Organisationen der verschiedenen durchreisten Länder, sowie der
Karawaniers selbst, in der Mehrzahl Mitglieder oder Verantwortliche von Vereinigungen in ihren jeweiligen Ländern.
Diese von Beginn an wichtige und geplante Maßnahme hat ebenso zu Ergebnissen geführt, die optimistischsten
Annahmen übertreffend. Die Existenz zahlreicher neuer Anknüpfungspunkte wird eine umfassendere Aktion erlauben,
besser koordiniert und basierend auf gegenseitigem Vertrauen, geboren aus der besseren Kenntnis der verschiedenen
Akteure.
6. Seit mit dem 25. Juli, d.h. 5 Tage nach der Verweigerung nach Palästina einzureisen, wie auch gerade aufgrund eben
der Begründung dieses Einreiseverbotes, wurde eine Presserklärung von vier Kirchen über den Beschluss verbreitet, 10
Milliarden Dollar aus Firmen zurückzuziehen, die dem israelischen Staat auf die eine oder die andere Weise
bei der Fortsetzung seiner kolonialistischen Handlungsweise und bei der Verletzung Internationalen Rechts behilflich
sind. Dieser weitgehende Beschluss mit Folgen, sicher sehr wichtig, wenn auch kaum durch die Medien verbreitet,
liefert den Beweis dafür, dass die sich bewegende Zivilgesellschaft entschlossen ist, sich nicht mehr manipulieren zu
lassen. Sie wird demnach konkrete Schritte unternehmen, um den notwendigen Druck zu erzeugen, damit die nationalen
und internationalen politischen Institutionen konkrete Maßnahmen mit dem Ergebnis ergreifen, die israelische Regierung
zur Respektierung des Völkerrechts und der Anweisungen internationaler Organisationen zu verpflichten.
7. Schließlich: vor, während und nach der Phase der Vorbereitung, der Durchführung und der Beobachtung der
Karawane konnten die Verteidiger des Völkerrechts sehr klar ihre Unterstützer in ihren eigenen, sowie in den
durchreisten Ländern zählen und durch diese einmalige, bereichernde und durch nichts zu ersetzende Erfahrung
Bestärkung finden für die Fortsetzung ihres Kampfes für das Recht.
Deutsch von Günter Schenk, Teilnehmer an der Karawane, August 2005