Startseite > Rubriques > Languages - International > Deutsch > Friedenskarawane in Damaskus

Augenzeugenbericht eine deutschen Teilnehmerin

Friedenskarawane in Damaskus

Von Elisabeth Wöckel

Sonnabend 27. August 2005

<:

Liebe Freunde und Mitstreiter für den Frieden,

Vorab ein kurzer Überblick über die Formalitäten bei der Ein-bzw. Ausreise der Karawane in Nahost und über das Programm in Damaskus.

In der Türkei gelang die Einreise der 165 Teilnehmer, ein Bus, über 30 Autos ohne grössere Probleme. Dann gab es ein Interview mit NTV Television mit einer Konferenzschaltung nach Tel-Aviv mit Gush Shalom und einem Regierungsvertreter in Ramallah.

Bei der Ausreise nach Syrien musste die Karawane an der türkischen Grenzstation 4 Stunden lang warten. Um 17 Uhr 30 schliesslich erlaubten die Türken die Ausreise der Karawane.
Auf der syrischen Seite waren bereits um 7 Uhr morgens 3 Busse mit jungen Aktivisten der syrischen marxistischen Partei eingetroffen, mit roten Fahnen, mit einer Musikband und viel Erwartung.

Als wir um 10Uhr 30 mit Palästinensern und der Regenbogenfahne der europäischen Friedensbewegung ankamen (ich stieß, aus Damaskus kommend, zur Karawane, wartete darum mit den Syrern auf syrischer Seite auf deren Ankunft), gab es viel zu fragen. Die Fahne erregte allgemeines Aufsehen, sie war während der Tage in Syrien in den Palästinenserlagern und in der Stadt d i e Attraktion schlechthin.
Beim Warten an der Grenze hatte ich auch Gelegenheit, den jungen Marxisten die Bedeutung von ATTAC zu erläutern.

Die Karawane hatte gegen 14 Uhr 30 die türk. Grenzstation erreicht, einige hundert Meter von uns entfernt.
Ambulanzwagen kamen aus Aleppo und Idlib, 4 Autos von der UNO, der Polizeichef von Idlib, der Bürgermeister, Polizisten auf Motorrädern und ein Protokollwagen, um die Karawane auf syrischer Seite mit Ehren zu empfangen und nach Aleppo zu geleiten. Fernsehteams waren anwesend, AlJazeera, Syrien TV, Al Arabia und Zeitungen. Der Beauftragte von Reuters war zwar anwesend, aber er schwieg, wohl auf Geheiss, keine Frage, kein Interview.....

An der syrischen Grenze wurde Nachzüglern noch nachträglich das Visum erteilt, auch einem Palästinenser, der über Ägypten aus den besetzten Gebieten ausgereist und in Europa zur Karawane gestossen war.

Es gab einen grossen Empfang auf syrischer Seite, Getränke, Erfrischungen und Willkommreden vom Bürgermeister und Polizeichef.

Der französische Organisator Michel Flament, erwiderte die Rede. Alle Karawanenteilnehmer waren überrascht von der unpolitischen Freundlichkeit der Syrer, von der Offenheit und Menschlichkeit, es gab kein einziges politisches Statement.
Manch einer war mit völlig anderen Vorstellungen nach Syrien gekommen, man hatte sich gegen solche Statements gewappnet und das war ein Irrtum gewesen. Nun begann eine emotionale Kehrtwende bei den Teilnehmern.

Gegen 19 Uhr wurde Abschied genommen, es ging zum Palästinenserlager Al Nirab bei Aleppo. Wieder Empfang, so viel Jubel und so viel Freude auf Seiten der Palästinenser, besonders bei den Kindern, kein Herz blieb ungerührt, es gab Tränen bei den Karawanenteilnehmern.
Seit der Vertreibung vor über 50 Jahren war es das erte Mal, dass aus Europa eine Gruppe Friedensaktivisten gekommen war, um die Palästinenser zu besuchen.

Die Willkommrede des Muftis wurde vom katholischen Geistlichen ins Französische übersetzt, die Rede des Katholiken ins Arabische vom Mufti. Kooperation der Religionen wird dort gelebt, das war sichtbar. Es gibt keine Feindseligkeiten oder Vorbehalte gegeneinander. Islamistische Anschläge wurden als nicht moslemische Haltung verurteilt.

Nach dem Feiern, morgens um 1 Uhr wurde nach Damaskus aufgebrochen, um 7 Uhr Ankunft auf dem Uni-Campus von Adra, etwas nord-östlich von Damaskus. Die Bildungsstätte wird von der PLO unterhalten, Hier erhalten Kriegswaisen aus den vielen israelischen Kriegen ihre schulische und weitere universitäre Erziehung. Die Schule gehört zu Yarmouk-Camp.
Schlafen war angesagt. Nach langer Zeit gab es hier richtige Betten und Duschen.

Am späten Nachmittag und am Abend dann im Lager Yarmuk in Damaskus gab es Begegnungen mit Palästinensern, gegessen wurde bei palästinenschiche Familien, alle wollten Karawaniers bei sich haben!
Alle Fernsehtams waren anwesend, es gab Interviews, es wurde gefeiert, dann geschlafen.

Am nächsten Tag gab es Folklore, Tanz und viel Geplauder, dann nach dem Lunch in Familien wurden noch 4 andere Palästinenserlager besucht, Schulen, Gesundheitszentren, Kultureinrichtungen. Die UNO hatte zwei grosse Busse zur Verfügung gestellt. Mit Ambulanz, Polizei, Protokoll und den restlichen Autos gab es eine Ralley auf den breiten Strassen von Damaskus mit Friedensfahnen von der Karawane und Jubel auf Seiten der Passanten!

Beeindruckend war die Zusammenarbeit zwischen Syrern und Palästinensern, das friedliche Miteinander, auch die Gemeinschaft der Religionen.

Gesponsert wurden die Ausgaben für die Karawane von Familienunternehmen, 1000 T-Shirts mit Aufdrucken von der Karawane und Jerusalem wurden verteilt, palästinensische Schals und Tücher.

Die PLO hatte eine Zeremonie mit Kranzniederlegung auf dem Palästinenserfriedhof organisiert und kleine Souvenirs an die Karawane verteilt.

Die syische. Regierung hatte lediglich an alle Institutionen Anweisung gegeben, der Karawane überall behilflich zu sein. Finanziert wurde nichts vom Staat, alles wurde von Syrern und Palästinensern bezahlt.

Dann, am Montag, 18. Juli gab es einen rührenden Abschied in der syrischen Grenzstadt Dara vom Bürgermeister, Mädchen in weisser Tracht überreichten Blumen, die Polizei salutierte auf der Strasse, dann wurde die jordanische Grenze angesteuert.
Die Jordanier verhielten sich korrekt, kühl, sie erteilten ein Durchreisevisum.
Der Abend in Jordanien wurde mit Palästinensern verbracht. Das Ziel des nächsten Tages: die Allenbey Bridge und Einreise nach Israel.

Wie das ausging, erläutern die Berichte von Jordantimes und Junge Welt, sowie der Bericht des Karawaniers Günter Schenk
Am Freitag schliesslich erreichte die Karawane wieder Damaskus, Unterkunft in einer PLO Schule, Ruhe für drei Nächte, Besichtung der Altstadt..... dann kommt die Rückreise.

In den Palästinenserlagern in Syrien lag ganz eindeutig der Schwerpunkt der Karawane.