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„Israelis und Deutsche manipulieren mit Holocaust“

Deutsche Akademiker: „Israel nicht mehr blind unterstützen“

Von: E. Hausen

Mittwoch 20. Februar 2008

NETANJA (inn)

- Eine Gruppe deutscher Akademiker hat die Bundesregierung aufgefordert, die „im Holocaust wurzelnde blinde Unterstützung für Israel“ zu beenden. Die vier Wissenschaftler nahmen am Montag an einem Diskussionsabend in der israelischen Küstenstadt Netanja teil. Sie gehören zu den 25 Unterzeichnern eines israelkritischen Manifests, das nach dem Zweiten Libanonkrieg veröffentlicht wurde.

Die Debatte am Montag wurde vom Akademischen College Netanja und der Friedrich Ebert-Stiftung organisiert. Die vier Deutschen waren vom früheren stellvertretenden Knesset-Sprecher Dov Ben-Meir eingeladen worden. Es gab eine Podiumsdiskussion. Dabei wirkten Georg Meggle von der Universität Leipzig, der sich auf philosophische Anthropologie spezialisiert hat und Reiner Steinweg mit - er forscht für den Linzer Arbeitszweig des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung. Zudem waren die Wissenschaftler Gert Krell und Jörg Becker nach Netanja gekommen.

Laut der Grundsatzerklärung ist die deutsche Verantwortung gegenüber den Palästinensern „eine Seite der Folgen des Holocaust, die viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält“. Ohne die Judenvernichtung der NS-Zeit hätte Israel nach Auffassung der Unterzeichner nicht soviel materielle und politische Hilfe aus den USA erhalten.

Das gelte auch für Unterstützung aus Deutschland, sagten die vier Israelbesucher nun gegenüber der Tageszeitung „Ha´aretz“. „Also kann nicht nur Israel Anspruch auf eine besondere Berücksichtigung durch Deutschland erheben“, so die Akademiker. „Als Deutsche teilen wir nicht nur eine Verantwortung für Israels Existenz, sondern auch für die Lebensbedingungen des palästinensischen Volkes.“ Das Manifest von 2006 stand unter dem Titel „Freundschaft und Kritik“.

Nach Steinwegs Angaben wollte die Gruppe Missverständnisse zu dem Manifest klären. Es sei als Aufruf an Deutschland fehlgedeutet worden, die Freundschaft mit Israel zu beenden. Von israelischer Seite beteiligten sich der frühere Botschafter in Berlin, Shimon Stein, und der Geschichtsprofessor Mosche Zimmermann aus Jerusalem an der Debatte. Außerdem nahm die „Zeit“-Korrespondentin Gisela Dachs teil. Thema war die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen. Etwa 150 Gäste waren zu der Veranstaltung gekommen.

"Israelis und Deutsche manipulieren mit Holocaust"

Zimmermann sagte, der Holocaust werde von Israel und Deutschland zur politischen Manipulation verwendet. Israelis bezeichneten Israelkritiker als Antisemiten. „Gleichzeitig ist dieses Manifest ein Versuch, deutsche Schuldgefühle hinsichtlich des Holocaust zu manipulieren, indem man sie auf die Palästinenser überträgt.“ Dabei sollten sich Deutsche, die sich schuldig fühlten, lieber an Polen, Niederländer und Juden wenden. „Es besteht kein Bedarf, so weit zu gehen, dass man sich für das schuldig fühlt, was mit den Palästinensern passiert.“ (natürlich ist Deutschland mit haftbar, ist Moshe Zimmermann zu erwidern. Wird Deutschland nicht für die Sicherheit Israels in die Pflicht genommen - siehe die Anmerkung Dov Ben Meirs - eine Sicherheit, die wiederum herhalten muss zur Unterdrückung und Entrechtung der Palästinenser? Anm. GS)

Ben-Meir hatte seinerzeit eine „freundliche Antwort“ auf das Manifest formuliert. Darin sprach er von einer „vereinfachten“ Annäherung an das Thema. Einer der Hauptgründe für den Konflikt und die aktuelle Lage von Arabern und Palästinensern sei deren Uneinsichtigkeit und das Vertrauen auf Gewalt statt auf Dialog. Er räumte ein, dass es durch den Holocaust eine besondere Beziehung zwischen Israel und Deutschland gebe. Doch davon hätten die Deutschen mehr profitiert als die Israelis - trotz der Reparationszahlungen.

Zu den vier deutschen Akademikern sagte der Israeli: „Sie sind in der Minderheit, aber sie lehren junge deutsche Geister, und wir können es uns nicht leisten, ihre Kritik als Antisemitismus abzutun. Wir müssen uns ihr entgegenstellen.“ (sic! Anm. GS)

Von: E. Hausen

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