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Interview mit einem Redaktor des Hizbullah-Fernsehens

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3. August 2006, par le quotidien suisse « Neue Zürcher Zeitung »

vendredi 4 août 2006

« Jeden Tag mehr Raketen »

Interview mit einem Redaktor des Hizbullah-Fernsehens

Ibrahim Musawi ist Leiter des internationalen Ressorts von al-Manar, der Fernsehstation des Hizbullah in Beirut. Seine Nähe zur Miliz, die Israel in Südlibanon in einen Krieg verwickelt hat, macht ihn zu einer Art Sprecher des Hizbullah, obwohl er diese Funktion offiziell nicht hat. Unser Mitarbeiter Alfred Hackensberger hat Musawi in
Beirut zu den Absichten und Zielen des Hizbullah in diesem Konflikt befragt.

Wird der Widerstand des Hizbullah am kommenden Wochenende gebrochen, wie die israelische Regierung und Militärexperten glauben ?

Ibrahim Musawi : Ich kann Ihnen das Gegenteil versichern. Der Hizbullah wird in politischer wie militärischer Hinsicht noch stärker werden als bisher. Israel hat nicht einmal ein Prozent unserer militärischen Infrastruktur zerstört. Jeden Tag werden mehr und mehr Katjuscha-Raketen abgeschossen, nicht weniger.

Die Regierung Siniora und der Hizbullah

Kann der Hizbullah die neue Bodenoffensive der israelischen Armee stoppen ?

Ja, natürlich. Wir vertrauen voll und ganz auf unsere militärischen Fähigkeiten. Nach unseren Erkenntnissen wird die israelische ffensive scheitern, wie alle anderen zuvor gescheitert sind.

Der Hizbullah hat die Leitung kommender
Waffenstillstandsverhandlungen Premierminister Siniora übertragen.
Klappt die Zusammenarbeit mit der libanesischen Regierung im Krieg besser als in Friedenszeiten ?

Ja, wir kommen uns näher und näher. Aber der Hizbullah hat noch nie gegen die Regierung gearbeitet, schliesslich stellen wir zwei Minister im Kabinett. Zudem gibt es eine Vereinbarung mit der Regierung, die besagt, dass der Hizbullah gegen Israel weiterkämpfen kann, bis die Chebaa-Farmen und die libanesischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen befreit sind. Diese Vereinbarung wurde beim
Amtsantritt von Premierminister Siniora und seinem Kabinett durch das Parlament ratifiziert. Es gibt also keine grundsätzlichen Differenzen. Höchstens in der Frage, ob internationale oder Uno- truppen im Grenzgebiet stationiert werden. Der Hizbullah möchte genau wissen, aus welchen Ländern die Truppen stammen und was ihr exakter
Auftrag ist.

Ist denn zwischen internationalen und Uno-Soldaten ein grosser Unterschied ?

Sehen Sie, wir möchten vermeiden, dass sich ausländische Mächte in die internen Angelegenheiten Libanons einmischen. Wenn die USA und Israel entsprechend ihren Interessen eine Uno-Resolution initiieren, bekommen wir in Libanon innenpolitische Probleme. Das wollen wir nicht.

Verhandlungen mit Raketen

Ist der Hizbullah bereit, seine Waffen aufzugeben ?

Unsere Waffen sind ein Weg zur Unabhängigkeit und Souveränität Libanons. Wenn dieses Ziel auf eine andere Weise erreicht werden kann, dann geben wir gerne unsere Waffen auf. Kein Problem ! Aber das sollte später in einem nationalen Dialog diskutiert werden, nicht aufgrund eines Diktats Israels oder der Vereinigten Staaten von Amerika. Zuerst muss es Waffenstillstandsverhandlungen geben.

Sie wollen Israel mit dem Schrecken Ihrer Katjuscha-Raketen an den Verhandlungstisch bringen ?

Ja, natürlich. Wir wollen mit Israel jedoch nicht direkt verhandeln.
Das soll die libanesische Regierung oder ein anderer Mediator machen.

Glauben Sie wirklich, Israel mit Gewalt zu Verhandlungen zwingen zu können ?

Israel versteht nur die Sprache der Gewalt. Die israelische Armee kann den Hizbullah nicht besiegen, das ist einfach unmöglich. Ebenso wenig können wir Israel, die stärkste Militärmacht der Region, besiegen. Es wäre absurd, dies zu behaupten. Aber es gibt auch andere Formen zu siegen, indem man erfolgreich widersteht.

Viele Libanesen befürchten, der Hizbullah werde seinen Sieg nicht teilen wollen. Manche sehen sogar die Gefahr eines neuen Bürgerkriegs.

Nein, nein, das ist unsinnig. Wie Hassan Nasrallah in seiner Fernsehansprache am letzten Wochenende sagte, ist der Sieg für alle Libanesen, egal, welcher Religion oder politischen Gruppierung sie angehören.

Wann werden die Hizbullah-Raketen in Tel Aviv oder anderen
israelischen Städten einschlagen, wie es Nasrallah vor einer Woche ankündigte ?

Es gab schon eine Rakete, die hinter Haifa einschlug. Aber darüber kann ich wenig sagen, ich bin kein Militär. Sie können jedoch sicher sein, es wird Raketen zur richtigen Zeit am richtigen Ort geben.

Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter : http://www.nzz.